Dies &Das: Artensterben – Klimawandel zu schnell für Vögel

von Veronika Simon

Immer mehr Vogelarten schaffen es nicht, sich dem raschen Tempo des Klimawandels anzupassen. Forscher sind alarmiert.

Klimawandel zu schnell für Vögel

Vögel kommen mit dem Klimawandel nicht zurecht.

Bei einigen Vogelarten kann man klar sehen: Sie verändern ihr Verhalten, weil sich die Welt um sie herum verändert. Berliner Forscher haben das in einer Metastudie erfasst und in der Fachzeitung Nature Communications veröffentlicht.

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Vögel legen ihre Eier immer früher

Blaumeisen zum Beispiel legen mittlerweile nicht nur mehr Eier als vor einigen Jahren, sondern das auch noch früher im Jahr. So haben die Jungen bessere Chancen zu überleben. Optimalerweise schlüpfen die, wenn es gerade am meisten Nahrung im Angebot gibt. Und dieser optimale Zeitraum wandert durch den Klimawandel im Jahr nach vorne. Auch die Kohlmeise oder der Eichelhäher legen ihre Eier mittlerweile früher im Jahr. 

Eichelhäher zählen zu den anpassungsfähigen und robusten Vogelarten, doch auch ihre Anpassungsfähigkeit hat Grenzen

Zu wenig Futter für Jungvögel

Das Problem dabei: Diese Anpassungen gehen nicht schnell genug, die Tiere können kaum mit dem Tempo des Klimawandels mithalten. Die Autorin der Studie sagt, sie sei beunruhigt: Selbst anpassungsstarke Arten wie die Meisen könnten langfristig aussterben – der Klimawandel ist einfach schneller.

Und es gibt auch Vogelarten, die ihren Fortpflanzungszyklus bisher noch gar nicht verändert hätten – die Trottellumme zum Beispiel. Der Küstenvogel dürfte es in den kommenden Jahren immer schwerer haben, genug Futter für die Küken zu finden.

Seltene Vogelarten besonders stark bedroht

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung Daten von 71 Studien ausgewertet. Insgesamt 17 Vogelarten wurden dabei untersucht – allerdings waren das vor allem Arten, die recht häufig vorkommen.

Die Forscher befürchten, dass es um seltene oder bedrohte Arten sogar noch schlechter stehen könnte. Denn damit sich Arten an veränderte Umweltbedingungen anpassen können, brauchen sie in ihrer Gruppe möglichst viele genetische Varianten. Dann kann sich die Veranlagung durchsetzen, die am besten an die Umwelt angepasst ist. Zum Beispiel die Veranlagung, dass die Tiere ihre Eier etwas früher legen.

Die Forscher gehen davon aus, dass seltenere Vogelarten gar nicht in der Lage sind, sich schnell genug an die veränderten Bedingungen anzupassen.   

Trottellumme gehören zu den Vogelarten, die ihren Fortpflanzungszyklus bisher noch nicht verändert haben, das macht ihre Zukunft ungewiss

SWR2 Impuls von Veronika Simon.

Online Anja Braun.

Stand: 25.7.2019