ARD Radiofestival. Gespräch
Der Journalist Can Merey befragt von Frank Meyer
Warum wird jemand, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt, hier nicht heimisch? Diese Frage stellt der Journalist Can Merey in seinem Buch „Der ewige Gast“. Darin geht es um seinen türkischen Vater. Tosun Merey hat nur deutsch gesprochen, eine Bayerin geheiratet, Schweinebraten gegessen. Nach 60 Jahren in Deutschland hat er aber noch immer das Gefühl, hier als Mensch weniger wert zu sein.
Im Gespräch mit Frank Meyer spricht Can Merey u.a. darüber, wie rasant sein Wechsel von Istanbul nach Washington verlief, wo er das Büro der Deutschen Presse-Agentur leitet.
Das Gespräch steht anschließend unter www.ardradiofestival.de zum Download zur Verfügung.
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Buchinhalt…
Tosun ist der Sohn eines Istanbuler Papierfabrikanten, im Herbst 1958 kommt der junge Türke nach Deutschland – noch vor den Gastarbeitern. Nach dem Studium heiratet er Maria, die von einem bayerischen Bauernhof stammt, und gründet eine Familie, in der nur Deutsch gesprochen wird. Tosun wird Manager in einer deutschen Firma und deutscher Staatsbürger. Er beginnt, auf Deutsch zu träumen, und sogar sein Gaumen passt sich deutschen Gepflogenheiten an: Er entwickelt eine Vorliebe für Schweinebraten und Weißbier.
Doch heute, sechzig Jahre später, zieht Tosun eine ernüchternde Bilanz. Zwar hat er alles unternommen, um sich zu integrieren. Dennoch wurde ihm immer wieder bedeutet, dass er weniger wert sei als ein „echter“ Deutscher. Ganz anders erging es seiner Schwester, die damals in die USA auswanderte – und dort nie Diskriminierung erfuhr.
Anschaulich und differenziert erzählt der Journalist Can Merey die Geschichte seines Vaters. Nach der Lektüre erscheint das Leben der drei Millionen Deutschtürken in neuem Licht – und die komplexe Beziehung Deutschlands zur Türkei.
BIOGRAFISCHE ANMERKUNG ZU DEN VERFASSERN
Merey, Can
Can Merey wurde 1972 in Frankfurt/Main als Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Der Job des Vaters führte die Familie unter anderem nach Teheran, Singapur und Kairo. Nach dem Studium der Sozialarbeit in Aachen wechselte Can Merey in den Journalismus. Von 2003 bis 2013 war er Südasien-Büroleiter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit Sitz in Neu Delhi, im Zentrum der Berichterstattung stand der eskalierende Konflikt in Afghanistan. Pünktlich zu den Gezi-Protesten und dem Beginn der deutsch-türkischen Spannungen wechselte er 2013 nach Istanbul, seither ist er dpa-Büroleiter für den Nahen Osten mit Schwerpunkt Türkei-Berichterstattung.