Dies & Das: Wasser als wertvolles Gut in Zeiten des Klimawandels

ÖKOSYSTEME

Ein zweiwöchiger Workshop beim Forum Alpbach beschäftigt sich mit den globalen Herausforderungen der Wassersicherheit

Tanja Traxler 

28. August 2019

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Wasser als wertvolles Gut in Zeiten des Klimawandels

Knappe Trinkwasserreserven betreffen Millionen Menschen.
Foto: Foto: Imago/Eibner

Dass Wasser ein kostbares und oftmals rares Gut ist, zeigt sich nicht zuletzt in den zunehmenden Hitzeperioden. Wie weithin bekannt ist, werden Wetterextremereignisse wie Überschwemmungen und Dürreperioden durch den menschengemachten Klimawandel immer häufiger. „Wir werden Wasserkreisläufe erleben, die wir heute noch nicht absehen können“, sagt Martin Kainz, Wasserforscher am Wasser Cluster Lunz, einer Forschungsinstitution der Uni Wien, der Donau Uni Krems und der Wiener Uni für Bodenkultur. Er leitet am Europäischen Forums Alpbach einen Workshop für Stipendiaten, die das eigentliche Herzstück des Forums sind – heuer nehmen rund 700 junge Studierende aus 100 Ländern teil. Das Thema des Workshops von Kainz: Wassersicherheit von heute bis 2050.

Gemeinsam mit der US-Wasserforscherin Sandra Postel werden dabei die globalen Herausforderungen der Wassersicherheit thematisiert. Und diese sind zum Teil sehr unterschiedlich: In der indischen Metropole Mumbai hängt die Wasserversorgung von 25 Millionen Menschen von einem Süßwassersee ab. Doch was ist, wenn dieser See leer ist? „Die Herausforderung wird darin bestehen, die Wasserversorgung zu diversifizieren, damit die Stadt nicht nur von einer Wasserquelle abhängig ist“, sagt Kainz. Eine ähnliche Situation der Wasserversorgung gibt es in Kapstadt. „Man wird sich außerdem überlegen müssen, wie man die begrenzte Ressource Wasser nutzt – um Menschen mit Trinkwasser zu versorgen.“

Gletscher als Trinkwasserspeicher

Vor einem ähnlichen Problem stehen die Bewohner von La Paz. Denn die Wasserversorgung der höchsten Hauptstadt der Welt hängt völlig von den Gletschern ab. Doch sind diese einmal abgeschmolzen, steht die Stadt ohne Trinkwasser da.

In Bangladesch wiederum ist Trinkwasser häufig von Natur aus mit Arsen versetzt. Doch dieses kann Hautausschläge und andere Krankheiten verursachen. Daher ist es wichtig, Arsen aus dem Wasser herauszufiltern. Dafür gibt es zwar bereits relativ kostengünstige Technologien. Um diese effektiv einsetzen zu können, bedarf es allerdings auch Informationen über die sachgemäße Wartung, „Insgesamt ist Information über Wasser und seiner Verwendung ein wichtiger Aspekt, um der Wassersicherheit näher zu kommen“, sagt Kainz.

Migration von und zum Wasser

Wasserbedingte Migration wird häufiger werden: Menschen müssen flüchten, weil sie kein Wasser mehr haben. Oder sie fliehen vor Überschwemmungen. „Die Wasservorkommen sind nicht immer dort, wo auch viele Menschen leben“, sagt Kainz. „Dieses Ungleichgewicht kann zu Spannungen führen.“ Die Zielsetzung des Workshops in Alpbach ist daher, die jungen Teilnehmer zu „Wasserbürgern“ zu erziehen, die als „Wasserbotschafter“ in ihre Herkunftsländer zurückkehren.

Zentral sei dabei, ein systemisches Verständnis zu entwickeln. „Angesichts des Klimawandels ist es essenziell, dass wir lernen, in Ökosystemen zu denken“, sagt Kainz. Momentan gibt es noch keine Lösung, um weltweite Wassersicherheit in den kommenden Jahrzehnten zu gewährleisten. „Es geht jetzt darum, dass wir alle handeln – die Wirtschaftsträger, die Politiker und die Gesellschaft -, um die lokalen Krisen zumindest zu minimieren.“ (Tanja Traxler, 28.8.2019)

INFO

Das Europäische Forum Alpbach findet seit 1945 jährlich statt. Die Technologiegespräche werden vom Austrian Institute of Technology (AIT) und Ö1 organisiert, in Kooperation mit den Ministerien für Verkehr, Digitalisierung und Wissenschaft. Die Teilnahme wurde durch ein Stipendium ermöglicht, das vom AIT finanziert und vom Klub der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen vergeben wurde.

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