Dies & Das: Sind alle Warnungen vergebens? Menschliche Unbedarftheit!

Österreich TIROL

40.000 Unterschriften gegen umstrittene Tiroler Gletscher-Ehe

Die Gletscherskigebiete im Pitztal und Ötztal sollen mit Seilbahnen und Pisten verbunden werden. Auch Sprengungen sind nötig. NGOs machen dagegen mobil

David Krutzler

 

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Über den Linken Fernerkogel sollen Pitztal und Ötztal für Wintersportler verbunden werden.
Foto: WWF / Vincent Sufiyan

Wien/Sölden – Seit Wochen kann in den Tiroler Gletscherskigebieten Sölden und im Pitztal trotz des bislang warmen Herbstes auch dank konserviertem und über den Sommer gerettetem Schnee bereits über die Pisten gewedelt werden. Touristiker und Seilbahnwirtschaft reicht der Status Quo freilich nicht aus: Sie basteln seit Jahren an einer Zusammenlegung der beiden nahe gelegenen Skigebiete, um Wintersportlern mit einem Ticket mehr Pistenkilometer anbieten zu können.

Ein möglicher Zusammenschluss rückt immer näher: In rund einem Monat soll die mündliche Verhandlung der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Großprojekt stattfinden. Geplant ist der Bau von gleich drei Seilbahnen im ökologisch höchst sensiblen Lebensraum. Die höchste Gipfelstation des neuen Bauvorhabens ist dabei auf rund 3200 Metern geplant. Auch ein neuer Speicherteich, Infrastruktur für künstliche Beschneiung, 64 Hektar neue Pisten sowie ein Skitunnel sind projektiert.

Naturschutzorganisationen wie Alpenverein, Naturfreunde und WWF Österreich machen unter der Initiative „Allianz für die Seele der Alpen“ gegen das „naturzerstörerische Megaprojekt“ mobil. „Diese Pläne für die Verbauung unberührter Gletscherwildnis mit energiefressender Infrastruktur sind sinnbildlich für die verfehlte Klima- und Umweltpolitik Österreichs“, sagt Robert Renzler, Generalsekretär des Alpenvereins. Statt einer Expansion der Skigebietsflächen müssten die letzten alpinen Freiräume geschützt werden, lautet die Forderung.

Neue Unterschriften im Minutentakt

In der Allianz ist auch die Bürgerinitiative Feldring vertreten, die auf mein.aufstehn.at die Petition „Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal!“ gestartet hat. Initiator der Unterschriftenliste ist der Tiroler Gerd Estermann. Am Sonntagabend um 16.50 Uhr wurde die Marke von 30.000 Unterstützern geknackt – und das nicht einmal drei Wochen nach dem Start der Petition. „Die Leute haben die Nase voll“, meinte Estermann. Am Montagvormittag waren es bereits mehr als 41.500 Unterschriften.

Insgesamt sollen für die umstrittene Tiroler Gletscher-Ehe mehr als 750.000 Kubikmeter Gestein, Erde und Eis gesprengt und abgetragen werden, rechnen die Umweltorganisationen zusammen. Von einem Vor-Gipfel sollen wegen einer Station einer neuen Seilbahn gleich 40 Höhenmeter abgesprengt werden.

Zusammenschluss als „Zukunftschance“

Franzl Hörl, ÖVP-Nationalratsabgeordneter und Sprecher der Seilbahnwirtschaft, spricht hingegen von einer „Panikmache“ und „Schutzbehauptung“ der Umweltschutzorganisationen, wie er auf STANDARD-Anfrage meinte. „Es geht um keinen Gipfel, der weggesprengt wird, sondern nur um einen Felsrücken.“ Hier müssten mehr als 100.000 Kubikmeter weggesprengt werden, räumt Hörl ein: Das sei für die Skigebietsverbindung zwischen Ötztal und Pitztal unabdingbar.

Vor allem für das touristisch nachhinkende Pitztal sei das 130-Millionen-Euro-Projekt alternativlos, meint der Seilbahner. Das Tal leide an Rückgängen im Tourismus. Das Großprojekt nennt Hörl eine „Zukunftschance“ und eine „Optimierung des Angebots mit relativ wenig Aufwand“. Er verweist zudem auf Initiativen von lokalen Wirtschaftstreibenden wie „Lebensraum Pitztal“, die sich für die Gletscher-Ehe aussprechen würden.

Pistensperre nach Sprengung

Mit umstrittenen Sprengungen im Gletscherskigebiet kennen sich die Pitztaler jedenfalls aus: Im Oktober des Vorjahres wurde von den Bergbahnen ohne Genehmigung ein Berggrat in rund 3400 Metern Höhe einfach abgesprengt, um einen Skiweg zu verbreitern. Die Felsbrocken stürzten in ein Natura-2000-Gebiet. Die wichtigste Piste vom höchsten Punkt des Skigebiets, die mit der Wildspitzbahn erreicht wird, wurde daraufhin behördlich gesperrt. Die monatelange Sperre wurde erst Ende Februar 2019 dank einer nachträglichen naturschutzrechtlichen Verhandlung und einer Verlegung des Weges wieder aufgehoben. (David Krutzler, 3.11.2019)

…und in Oe1…

Mittagsjournal vom 4.11.2019

Aufregung um Tiroler Skigebiet-Zusammenlegung

Die Schi-Saison steht vor der Tür und da gibt es in Tirol Streit um ein Seilbahn-Projekt. Die Gletscher-Schigebiete Pitztal und Ötztal sollen zusammengeschlossen werden. Seit Jahren wird über das Projekt gestritten. Umwelt-Gruppen fürchten, dass das was von den Gletschern noch übrig ist, auch noch zerstört wird. Eine Bürgerinitiative hat bereits 40.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt.

Gestaltung: Beate Tomassovits

***

Politik für Schigebiet Pitz- und Ötztal (Ist hier vielleicht das Muster der Koalitionsverhandlungen zwischen Türkis und Grün zu hören?)

Das Projekt Gletscher-Schigebiet Pitztal und Ötztal ist umstritten, Unterstützung kommt aber von der Politik. Etwa von Franz Hörl, er ist ÖVP-Abgeordneter und Obmann des Fachverbandes der Seilbahn-Wirtschaft in der Wirtschaftskammer. Er sagt, der Zusammenschluss sei schon lange von der Bevölkerung gewünscht. International gesehen müsse man konkurrenzfähige Schigebiete haben. Hier würden mit wenigen Anlagen zwei Schigebiete zu einem großen optimiert, so Hörl im Ö1-Mittagsjournal.

Gestaltung: Christian Williwald

<strong><em>Nicht alles, was technisch möglich ist, muss auch getan werden!</em></strong>

Immer wieder führt eine fehlende Ethik dazu, dass alles was technisch möglich ist, letztendlich auch gemacht werden soll. Immer wieder führt die Profitgier der Industrie oder einzelner Interessensverbände dazu, es doch zu probieren. Und immer wieder sehen wir, dass es schädlich für uns und die Umwelt ist und immer wieder lesen wir Gutachten, in denen das bestritten wird.

Das Themenspektrum ist weit.

Es begann mit der Nutzung der Atomkraft fürs Militär. Die Atombombe – und man sah, dass es nicht gut war.

Eine friedliche Nutzung für Stromerzeugung sollte aber problemlos sein. Wie die drei größten Unfälle im Laufe der Jahrzehnte (Tree Mile Island, Tschernobyl, Fukushima) zeigten, werden wie diese Technik nicht beherrschen. Aber selbst, wenn wir sie beherrschen, sind die Langzeitfolgen unabsehbar. Wir sprechen von Zeiträumen von Jahrtausenden bis zu 150.000 Jahre. Dass Kernkraft günstiger sein soll, ist wohl ein unhaltbares Argument, wenn man für 150.000 Jahre die Verwahrung des Mülls mit einrechnet.

Weiter ging es mit dem übermäßigen Einsatz von Düngemitteln, „Schädlings“bekämpfung bis zum Medikamentenwahn. Alles stellt sich als Problem dar, trotzdem stoppt niemand den Wahnsinn. Monokulturen, gentechnische veränderte Lebensmittel. Keiner will es haben, trotzdem gebietet es die „wissenschaftliche“ Welt des Fortschritts. Nur der Gedanken der Kostenoptimierung zählt. Wo bleibt eine Ethik?

Weiterer Wahnsinn:

  • Aufkauf landwirtschaftlicher Flächen in wenig industrialisierten Ländern mit Vertreibung der ansässigen Bevölkerung
  • chemische Zusätze an allen Ecken und Enden in Lebensmitteln
  • Massentierhaltung
  • geklonte Tiere
  • gentechnische veränderte Lebewesen – Pflanzen und Tiere

Alles im Namen des Fortschritts, der niemand hilft und den kaum einer will!
Warum entwickelt sich hier so eine Eigendynamik, gegen die nur so schwierig anzukämpfen möglich ist.

Der nächste Wahnsinn steht schon vor der Türe: Abbau von Methanhydrat. Auch hier zeigen sich bereits massive Probleme, obwohl die industrielle Ausbeutung noch nicht mal begonnen hat: Fracking kann Flüsse und Seen belasten.

Wieso kann sich diese Lobby immer durchsetzen, angeblich zum Wohle der Menschheit, faktisch bewirkt sie genau das Gegenteil!

Die Bürgerinitiative – gestartet von Gerd Estermann

An LH Günther Platter; LH-Stv. Ingrid Felipe; LR Johannes Tratter

Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal!

Der geplante Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Pitztal – Ötztal ist ein massiver Eingriff in die hochalpine Natur unseres Landes. Gerade in Zeiten von Klimawandel und Gletscherschwund gilt es, die Reste dieser Urlandschaft zu bewahren.

Die vorgesehenen Maßnahmen gehen weit über einen reinen Zusammenschluss hinaus und sehen die Neuerschließung von drei bisher unberührten Gletschern vor.
Das Projekt befindet sich bereits im Umweltverträglichkeitsverfahren und daher in einem weit fortgeschrittenen Stadium. Seine Realisierung würde die Verkehrssituation im Ötztal weiter verschärfen.

Die Bürgerinitiative Feldring fordert von der Tiroler Landesregierung den sofortigen Stopp des Projekts und wird dabei unterstützt von WWF Österreich, dem Österreichischen Alpenverein und den Naturfreunden Österreich.

Eckdaten des Megaprojekts
• 35.000 m³ verbauter Beton
• Sprengung & Abtrag von über 750.000 m³ Gestein, Erde & Eis
• Mehr als 116 Fußballfelder permanenter Flächenverbrauch
• Drei Seilbahnen
• Dreistöckiges Seilbahnzentrum (über 15.000 m² Nutzfläche)
• Restaurants und Bars (Kapazität für 1.600 Gäste)
• Befahrbarer Tunnel (600 m Länge, 7 m Durchmesser)
• Asphaltierter Speicherteich (104.000 m³)
• Planierung, Überschüttung, Abtrag von 72 ha gewachsenem Gletscher
• Schleifung (Absprengung) eines Berggrats am Linken Fernerkogl um 40 Höhenmeter und 120.000 m³

Für diesen unverantwortlichen Eingriff in die Natur darf es keine Zustimmung der Tiroler Landesregierung geben!
„HÄNDE WEG VON UNSEREN GLETSCHERN!“ – Unterzeichne jetzt!

Warum ist das wichtig?

Gletscher sind ein Relikt der Eiszeit und ein beeindruckender Teil der hochalpinen Natur. Sie sind ein äußerst sensibles Ökosystem und ein wertvolles Trinkwasserreservoir für große Einzugsgebiete. Angesichts ihres rasanten Rückganges in den vergangenen Jahrzehnten ist dem Schutz noch naturbelassener Gletscherlandschaften unbedingte Priorität einzuräumen.

Nähere Infos:

https://www.alpenverein.at/portal/news/aktuelle_news/2019/2019_06_24_PK_Oettztal-Pitztal.php
http://www.feldring.at
https://www.seele-der-alpen.at/

https://www.alpenverein.at/portal/news/aktuelle_news/2019/2019_06_24_PK_Oettztal-Pitztal.php

So stehen die Tiroler Parteien zur Gletscherverbauung Ötztal-Pitztal

[01.10.2019] Die „Allianz für die Seele der Alpen“, bestehend aus Alpenverein, Naturfreunden und WWF Österreich, kämpft für den Stopp des geplanten Mega-Projektes „Schigebietszusammenschluss Ötztal-Pitztal“. Vor der Nationalratswahl 2019 forderten die Alpenschutzverbände die Tiroler SpitzenkandidatInnen für den Nationalrat sowie die Klubobleute der Tiroler Landtagsparteien auf, ihre Position zum umstrittenen Projekt darzulegen. Sind die Befragten pro oder contra Schigebietszusammenschluss eingestellt, wie lässt sich das Projekt auf über 3.000 Metern Höhe mit den Klimaschutzprogrammen der Parteien vereinbaren und welche Maßnahmen werden zum Schutz noch naturbelassener Gletscherflächen ergriffen? Hier halten wir die Positionen der Parteien fest.

Die Alpen sind von einer überdurchschnittlichen Erwärmung betroffen. Trauriger Beleg dafür ist das rasante Abschmelzen der Gletscher. Klimaschutzpolitik muss deshalb auch eine Politik des umfassenden Gletscherschutzes ohne Ausnahmen sein“, so der einstimmige Tenor der Allianz für die Seele der Alpen. Umso wichtiger ist die Meinung der Parteien zur laufenden Umweltverträglichkeitsprüfung zum Zusammenschluss der beiden Gletscherschigebiete Ötztal-Pitztal. Denn im Zuge dieses Megaprojektes würden die Gletscherflächen rund um den Linken Fernerkogel teilweise abgetragen, umgegraben und insgesamt 64 Hektar neue Pistenflächen entstehen. Damit würde eine einzigartige Naturlandschaft für immer zerstört, drei zusätzliche bisher unberührte Gletscher würden verbaut (Details hier).

Aufgrund der enormen Folgen dieses Projekts richteten die Alpenschutzverbände dieser Tage drei konkrete Fragen an die Tiroler SpitzenkandidatInnen für den Nationalrat sowie die Klubobleute der Tiroler Landtagsparteien.

3 Fragen an die Parteien

  • Befürworten Sie den geplanten Schigebietszusammenschluss oder lehnen Sie ihn ab?
  • Falls Sie das Projekt befürworten: Der Schigebietszusammenschluss hätte wie oben beschrieben Auswirkungen auf noch naturbelassene Gletscherflächen, zudem würde – wie die Projektwerber in ihren Unterlagen beschreiben – der Verkehr in die Täler und somit auch auf den Hauptverkehrsstrecken (Fernpass und Inntal) deutlich zunehmen, obwohl dort jetzt schon die Belastungsgrenzen deutlich überschritten werden. Wie lässt sich Ihrer Meinung nach dieser Umstand mit dem Klimaschutzprogramm Ihrer Partei vereinbaren?
  • Falls Sie das Projekt ablehnen: Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um sich für den Schutz noch naturbelassener Gletscherflächen einzusetzen?

Zusammenfassung der Antworten

  • ÖVP und FPÖ sind trotz der massiven Eingriffe in die Natur aus touristischen Gründen weiterhin für die Gletscherverbauung
  • GRÜNE, LISTE FRITZ, JETZT, WANDEL, ALTERNATIVE LISTE und GILT lehnen das vorliegende Projekt geschlossen ab 
  • SPÖ und NEOS haben sich gemäß ihren Antworten noch nicht final festgelegt, ob sie Ja oder Nein zum Megaprojekt sagen, obwohl dieses bereits mit allen Details zur UVP vorliegt
Antworten im Detail(pdf)

AV sagt „Nein“

Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal
Österreichs Alpenschutzverbände fordern sofortigen Projektstopp

Der gekaufte Winter – Ihr Link(klicken Sie auf das Bild)

Schneekanonen schädigen die Natur über Jahrzehnte

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