Dies & Das: Eine Weltlage zum Fürchten

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KOLUMNE: Hans Rauscher 

7. Dezember 2019

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Eine Weltlage zum Fürchten

Wovor wir uns fürchten sollten, ist der Zerfall unserer demokratischen, rechtsstaatlichen Ordnung

Vor etwas mehr als zehn Jahren, zu Beginn der Finanzkrise, titelte der „Economist“ sehr schlicht und eindrucksvoll: „Be afraid. Be very afraid.“

Heute ist die Finanzkrise nicht wirklich überwunden – sonst bekämen wir für unser Geld wieder Zinsen –, aber zumindest eingehegt. Wovor wir uns heute fürchten, sehr fürchten sollten, ist der Zerfall unserer demokratischen, rechtsstaatlichen Ordnung.

Die wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den westlichen Industriestaaten gegründet und sorgte 70 Jahre lang für Stabilität, Frieden, Wohlstand und eine demokratisch-freiheitliche Grundordnung, zumindest in Westeuropa und den USA. Ein Institutionengeflecht von UN, Nato, EU und vielen kleineren Abkommen stützte dieses Konstrukt ab. Es gab einen großen Außenfeind – die Sowjetunion –, der aber implodierte. Revolutionäre, „antiimperialistische“ Bewegungen in aller Welt endeten meist im Chaos.

Die Finanzkrise ist nicht wirklich überwunden, aber zumindest eingehegt. Foto: imago/CHROMORANGE

Ein Vierteljahrhundert nach dem „Sieg des Westens“ steht aber dessen Modell unter enormem Druck von außen und, gefährlicher, von innen. Das Russland des Wladimir Putin hat die Kunst der Destabilisierung perfektioniert. Die Trollarmeen Putins haben zum Sieg von Donald Trump und zum Brexit beigetragen, er arbeitet unablässig an einer Destabilisierung der EU. Nützliche Idioten sind dabei die europäischen Rechtsextremen (Strache auf Ibiza: „Wir haben die Dekadenz im Westen … im Osten sind sie normal. Ich habe auch mit einen Putin-Berater besprochen, wie wir strategisch zusammenarbeiten“).