Dies & Das: Hängende Gärten von Bruck

Panorama Ökologie

BRUCK AN DER LEITHA

Wolfgang Weisgram 

16. Mai 2013

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Weltweit ausgereifteste Algenfarm steht nahe Wien

Das Start-up ecoduna produziert seit dem heurigen Februar prozesstechnisch ausgereifte Algenfarmen oder -fabriken. Mit deren Hilfe soll nicht nur eine Energiezukunft nach dem Öl, sondern endlich auch nach Fisch schmeckende Zuchtfische möglich werden

In diesen Bioreaktoren werden die Algen mit ihren Omega-3-Fetten ausgebrütet.
Foto: econduna

Bruck an der Leitha – „Eigentlich“, sagt Hans Mörwald, als der ­Standard gerade anfangen wollte, über Energiefragen zu reden, „eigentlich reden wir hier über Landwirtschaft.“ Allerdings, so wird wenig später Franz Emminger ergänzen, über Landwirtschaft im engen industriellen Sinn: großflächig, kontinuierlich, beherrsch- und berechenbar.

Algen als künftiger Basisstoff der Welt

Hans Mörwald ist der kaufmännische, Franz Emminger einer von zwei technischen Masterminds der Firma ecoduna, die es sich bescheiden in den Kopf gesetzt hat, die Welt gleich von ein paar Übeln zu befreien: Nahrungsmittel­mangel, Überfischung der Meere, ­Klimaerwärmung und, nebenbei, Energieknappheit.

Denn ecoduna beschäftigt sich mit Algen. Und diese sind, schenkt man den beiden Glauben – hört man ihnen zu, so fällt es schwer, das nicht zu tun – der künftige Basisstoff der Welt. Theoretisch – und wenn die Rohölkosten es wollen – können die CO2-fressenden Algen das CO2-freisetzende Öl ersetzen. Aber anders als dieses lassen Algen sich auch essen und verfüttern.

Algenfarm in Niederösterreich

In aller Welt wird deshalb eifrig an der Algenproduktion gewerkt und geforscht, unlängst erst tagte ein Algenforscherweltkongress in Wien. Und das tat er, erzählt Franz Emminger „bei aller Bescheidenheit“, deshalb, weil „das hier“, die Landwirtschaft also, direkt an der Ostautobahn in Bruck an der Leitha steht und von Wien aus leicht zu besuchen ist.

„Das hier“ ist, sagen die beiden, die zurzeit weltweit avancierteste, ausgereifteste, technisch gelungenste Algenfarm oder -fabrik. Erstmals sei es gelungen, den in der Natur seit Milliarden Jahren ausgefeilten Prozess in einen industriellen Prozess umzusetzen.

Wie alles Gute ist auch „das hier“ im Grunde watscheneinfach. „Wir ahmen nach, was in jedem Teich geschieht.“ Wie alles Watscheneinfache ist aber auch „das hier“ im Detail kompliziert. Entstanden sind – abgesichert durch mehrere Patente – hängende Gärten, in denen man Tag für Tag ernten kann, ohne Pause.

100 Kilometer in 14 Tagen

Dünne, durchsichtige, wassergefüllte, hellgrün schimmernde, gut sechs Meter hohe Elemente, zusammengefasst zu insgesamt 22 mit dem Sonnenlauf drehbaren, miteinander durch Schläuche verbundenen Modulen, stehen im etwa 700 Quadratmeter großen Glashaus. Die eigentliche Produktionsstraße ist 100 Kilometer lang, ein Durchlauf dauert 14 Tage.

Am Anfang, so erklärt sich jetzt der Standard den industriellen Ablauf, gibt man ein paar Baby­algen ins strömende Wasser hin­ein, und unter Hinzufügung von CO2 und Sonnenlicht kommen am Ende viele dicke, fette Algen her­aus. Das Fett ist das in keiner Gesünder-Leben-Fibel fehlen dürfende Omega 3. „Der Fisch hat das nur, weil er Algen oder Algenfresser frisst.“

Fantasie der Ernergiegewinnung

Zurzeit produziert ecoduna für die Nahrungsergänzungsmittelin­dustrie. Die wahre Fantasie liegt freilich in der Energiegewinnung, weshalb auch große Mineralölkonzerne sich schon interessiert zeigten an ecoduna, das sich selber hauptsächlich als Anlagenbauer sieht.

Die hängenden Gärten von Bruck sind der Prototyp, im nahen Montagewerk wird zusammengebaut, vernetzt ist man mit dem Energiepark in Bruck, von dessen Biogasanlage man demnächst auch das nötige CO2 beziehen wird.

Zwei Anlagen verkauft

„Zwei Anlagen“, so Hans Mörwald, „haben wir schon verkauft, die Auftragsbücher lesen sich ganz gut.“ Die Forschungsberichte, sagt Franz Emminger, auch. Auch der Flugzeughersteller EADS forscht nach Algeneinsatzmöglichkeiten. 2020 soll Omega-3-Kerosin in den Praxistest, 2030 in den Normalbetrieb.

Die Perspektive ist also gar nicht so kurzfristig. „Wir“, sagen die ­beiden, „werden die Algenenergie wohl noch erleben“. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 16.5.2013)

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www.ecoduna.com

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