Prof. Matthias Glaubrecht, Evolutionsbiologe, dokumentiert das Artensterben
- Das Ende der Evolution
- Prof. Matthias Glaubrecht, Evolutionsbiologe, dokumentiert das Artensterben
- Prof. Matthias Glaubrecht, Evolutionsbiologe, im Gespräch
- Das Buch: „Das Ende der Evolution“ – Biologe warnt vor Artensterben
- Bis zu einer Million Arten könnten sterben
- Tieren bleibt immer weniger Platz
- „Das Ende der Evolution“: Fakten sind seit Jahrzehnten bekannt
- Zehn Gebote zum Schutz der Natur und unserer Zukunft
Das Ende der Evolution
Prof. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe und Wissenschaftshistoriker. Er ist Gründungsdirektor des Centrums für Naturkunde in Hamburg. Und er entwirft in seinem aktuellen Buch „Das Ende der Evolution“ ein apokalyptisches Zukunftsszenario. Wir stehen vor dem größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier. Wir zerstören die Lebensgrundlage vieler großer Säugetiere. Wir sind verantwortlich für das globale Vogel- und Insektensterben. Und wir gefährden mit all dem letztlich unsere eigene Existenz.
Prof. Matthias Glaubrecht, Evolutionsbiologe, dokumentiert das Artensterben
Prof. Matthias Glaubrecht, Evolutionsbiologe, im Gespräch
Das Buch: „Das Ende der Evolution“ – Biologe warnt vor Artensterben
Schauen Sie bei ihrem nächsten Waldspaziergang noch einmal ganz genau hin, denn in nur 30 Jahren könnte es diese Tierwelt nicht mehr geben. Das ist keine Schwarzmalerei, sondern eine reale Bedrohung, wenn man dem Evolutionsbiologen Matthias Glaubrecht von der Universität Hamburg glaubt. Er beschreibt in seinem neuen Buch „Ende der Evolution“, wie Artensterben, Überbevölkerung und Ressourcenverknappung das Leben auf unserer Erde in absehbarer Zeit unmöglich machen werden.
Bis zu einer Million Arten könnten sterben
Laut Matthias Glaubrecht stehen wir am Anfang des größten Massensterbens seit dem Aussterben der Dinosaurier. „Der Welt-Biodiversitätsrat warnt davor, dass wir in kürzester Zeit, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten, bis zu einer Million Arten verlieren könnten“, so der Biologe. Der Grund für diese Veränderung ist der Mensch: Er beutet die Natur aus.
Tieren bleibt immer weniger Platz
„Wir sind inzwischen fast acht Milliarden Menschen. Zwei Drittel der Erde werden durch den Menschen schon genutzt. Entweder für Agrarflächen oder für Siedlungen und Städte. Das heißt, dass den Tieren immer weniger Platz bleibt“, so Glaubrecht. Und wir werden immer mehr. Elf Milliarden Menschen werden nach Schätzungen bis Ende des Jahrhunderts die Welt bevölkern. Das bedeutet: Mehr industrielle Landwirtschaft wird entstehen und somit werden mehr Arten sterben.
„Die Menschen streben einen Lebensstandard an, wie wir ihn in den westlichen Industrienationen erreicht haben. Und diese Art von Konsum und Ressourcennachfrage bei erhöhter Weltbevölkerung werden wir nicht mehr kompensieren können“, sagt Glaubrecht. Mit dem Wachsen der Städte werden die Tiere verdrängt. Schon heute kämpfen 24 Prozent aller Säugetiere um ihr Überleben. 41 Prozent der Amphibien sind bedroht, 29 Prozent der Reptilien, 23 Prozent der Fische. Und es geht unaufhaltsam weiter. Wir müssten längst – wie schon fürs Klima – für unsere Tiere auf die Straße gehen, fordert Glaubrecht.
„Das Ende der Evolution“: Fakten sind seit Jahrzehnten bekannt
Das, was Glaubrecht in seinem Buch beschreibt, ist für Naturwissenschaftler nichts Neues: „Wir Biologen kennen diese Fakten zum Artensterben schon seit vielen Jahren. So wie beim Klimawandel hat es drei, vier Jahrzehnte gedauert, bis das auf der Straße angekommen ist. Diese Zeit haben wir beim Artensterben nicht, wir werden sehr viel schneller lernen müssen, dass das unsere Lebensgrundlagen gefährdet“, sagt Glaubrecht.
Zehn Gebote zum Schutz der Natur und unserer Zukunft
Glaubrechts Meinung nach brauchen wir Menschen einen neuen Verhaltenskodex, ähnlich der zehn Gebote in der Bibel:
1. Du sollst dich nicht massenhaft und exponentiell vermehren, sondern deine Geburtenrate den Lebensmöglichkeiten aller Organismen der Erde anpassen.
2. Du sollst die Natur achten und den Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten nicht ohne Not einschränken oder gar zerstören.
3. Du sollst wenigstens ein Drittel bis zur Hälfte der terrestrischen Erdoberfläche unter Naturschutz stellen, Schutzgebiete und naturnahe Lebensräume wirkungsvoll vernetzen.
4. Du sollst nicht Bäume fällen und Wälder roden; sollst stattdessen Bäume pflanzen und Wälder aufforsten.
5. Du sollst nicht Landschaften und Gärten ausräumen, Böden versiegeln und Gifte ausbringen, sondern das Land nachhaltig nutzen und bewirtschaften.
6. Du sollst biotopreiche Kulturlandschaften erhalten statt Monokulturen zu schaffen; sollst naturnahe Lebensräume erhalten oder renaturieren.
7. Du sollst nicht Städte und Siedlungen ausufern lassen und Verkehrswege sowie Industrieflächen jeglicher Art mit Bedacht auf die Natur planen.
8. Du sollst nicht wildern, sondern jegliche Wilderei und den Schwarzmarkthandel mit Wilderei-Produkten international wirkungsvoll unterbinden; nicht rücksichtslos Fischerei betreiben, sondern gebotene Fangquoten beachten.
9. Du sollst der Natur und ihren Organismen, den Tier- und Pflanzenarten ebenso wie Landschaftselementen einklagbare legale Rechte verleihen und die Umwelt so juristisch schützen.
10. Du sollst die biologische Vielfalt in all ihren Facetten erforschen.