Dies & Das: Der Regenwald brennt und brennt

Der Regenwald brennt und brennt

Die Vernichtung der Bäume im Amazonasbecken geht ungehindert weiter – trotz ausgesprochener Verbote. Die Region ist für das Klima bedeutend. Doch es geht um Profit und die Gier mancher ist bekanntlich groß.

Die Feuerwehr kann bei den zahllosen Bränden kaum was ausrichten

Brasilien begeht an diesem Samstag den „Tag des Amazonas“ und erinnert damit an die Gründung der Provinz Amazonas durch Prinz Pedro II. im Jahr 1850. Doch es ist wahrlich kein Tag zum Feiern. Der Regenwald im Amazonasgebiet steht ungeachtet des Verbots von Brandrodungen und eines Militäreinsatzes nach wie vor in Flammen. Allein in den ersten Septembertagen wurden im brasilianischen Amazonasgebiet rund 1000 Feuer registriert, wie aus Daten des nationalen Instituts für Weltraumforschung INPE hervorgeht. Im August registrierten Fachleute fast 30.000 Brände – die zweithöchste Zahl in zehn Jahren.

Umweltexperten begutachten am 11. August Brandschäden nahe der Gemeinde Apui im Bundesstaat Amazonas

„Brandrodungen sind zwar derzeit offiziell verboten, doch es geht ungebremst weiter. Die Umweltbehörden wurden entmachtet, Polizeibehörden kontrollieren kaum und Verstöße haben keine Konsequenzen“, beschreibt Juliana Miyazaki von der Gesellschaft für bedrohte Völker die Lage. „Auslöser der Waldbrände sind meist illegale Rodungen. Es wird entwaldet, das Holz trocknet, dann wird Feuer gelegt. So werden neue Flächen für wirtschaftliche Aktivitäten wie das Agrobusiness frei.“   

Indigene protestieren Mitte August im nordbrasilianischen Bundesstaat Pará gegen illegale Abholzung

Mitte Juli hatte die brasilianische Regierung das Abbrennen von Flächen im Amazonas-Gebiet eigentlich für 120 Tage untersagt. Zur Überwachung des Verbots wurden Soldaten in die Region geschickt. Dass der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro Abholzung und Brandrodung allerdings tatsächlich eindämmen will, wird allgemein bezweifelt. Der Ex-Militär hat immer wieder betont, die Region künftig noch stärker wirtschaftlich nutzen zu wollen.

Bolsonaro beschimpft Umweltorganisationen als „Krebs“

In seiner wöchentlichen Rede via Facebook beschimpfte Bolsonaro jetzt Umweltschutzorganisationen als „Krebs“, den er am liebsten ausrotten würde. „Ihr wisst, dass die NGOs mir nichts zu sagen haben“, meinte er weiter. Erst kürzlich hatte der 65-jährige Präsident die Berichte über Brände im Amazonasgebiet als „Lüge“ bezeichnet und behauptet, tropischer Regenwald könne gar kein Feuer fangen. 

Trotz Corona-Pandemie: Brasiliens Präsident Jair Bosonaro geht am Donnerstag auf Tuchfühlung zu seinen Anhängern

Bolsonaros Wut wurde insbesondere durch die Kampagne „Defundbolsonaro.org“ (etwa: Entzieht Bolsonaro die Gelder) geweckt, die eine Umweltgruppe diese Woche gestartet hat. Potenzielle Investoren werden damit aufgerufen, ihr Engagement in Brasilien von der Verpflichtung zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes abhängig zu machen. Im Juni hatten bereits internationale Investmentfonds mit einem Gesamtvolumen von vier Billionen Dollar (3,38 Billionen Euro) die brasilianische Regierung zu einem Kurswechsel in der Umweltpolitik aufgerufen.

Soweit das Auge reicht: Auf dieser Fläche bei Porto Velho im Bundesstaat Rondonia existiert kein Leben mehr

An der starren Haltung in Brasilien könnte auch die größte Freihandelszone der Welt zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur scheitern, auf die sich beide Seiten im vergangenen Jahr geeinigt hatten. Angesichts der anhaltenden Abholzung des Regenwaldes sei die Unterzeichnung des Abkommens derzeit kein gutes Signal, sagte Kanzlerin Angela Merkel zuletzt. In Frankreich, Österreich und Irland wird der Vertrag ohnehin kritisch gesehen.

Auch in anderen Ländern im Amazonasbecken herrscht Alarmstimmung: In Kolumbien würden bewaffnete Gruppen die Wildhüter aus den Schutzgebieten vertreiben, berichtete die Umweltschutzorganisation WWF. „Illegaler Holzhandel, Bergbau und Landraub sind attraktive Möglichkeiten für diese kriminellen Organisationen, sich zu finanzieren“, erklärte die Kolumbienexpertin beim WWF, Julia Gorricho.

se/sti (dpa, afp)

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