Kommentar
Angelika Hardegger
23.10.2020
- Warum niemand Bioäpfel kaufen muss
- «Kauft Schweizer Zucker!»
- Die Schleppschlauch-Story
- Wir sind auch Bürger
- Postings…
Warum niemand Bioäpfel kaufen muss
Mina Hofstetter durfte weder abstimmen noch wählen. Sie hatte null politische Macht, aber sie veränderte die Landwirtschaft.
Hofstetter, 1883 geboren, wurde im Ersten Weltkrieg Bäuerin. Sie bewirtschaftete einen Hof am Greifensee, publizierte über experimentelle Anbaumethoden, gründete eine Lehrstätte für biologischen Landbau. Mina Hofstetter war eine Biopionierin der Schweiz. Sie veränderte die Art, wie Böden in der Schweiz bebaut werden – aus Überzeugung und dort, wo sie mächtig war: auf dem eigenen Hof.
Als Mina Hofstetter im Jahr 1967 starb, wurden Biobauern als Extremisten in Birkenstock-Sandalen verunglimpft. Sie würden entweder «verlumpen» oder in Unkraut versinken, hiess es. Sechs Jahrzehnte später passt Bio ganz gut in den Rahmen der Gesellschaft, und immer noch ein bisschen besser: mit jeder weiteren Art, die ausstirbt, mit jedem neuen Nachweis von Pestiziden im Wasser, mit jedem Skandalbild aus der industriellen Fleischproduktion.
In Umfragen sagen 77 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer, dass die moderne Industriegesellschaft die Natur in gefährlicher Weise missbrauche. Drei von vier Schweizern sprechen sich gegen Massentierhaltung aus. Gleich viele akzeptieren auf keinen Fall Pestizide im Trinkwasser. Die Zahlen stehen in einem eigenartigen Widerspruch zu einer anderen Zahl:
Der Marktanteil von Bio liegt bei 10 Prozent.
Würden alle Schweizerinnen und Schweizer Bio kaufen, wäre das Pestizidproblem gelöst. Würden alle Schweizer Bio kaufen, hätten alle Kühe, Schweine und Hühner Auslauf. Es brauchte keine Initiativen mehr gegen Pestizide, keine komplizierten Absenkpfade für Gülle, keine Volksbegehren zur Abschaffung der Massentierhaltung und keine Gegenvorschläge dazu.
Wir müssten einfach nur Bio kaufen, im Kollektiv Macht ausüben, wo wir sie haben: im Laden vor dem Regal. Wir müssten etwas mehr so sein wie Mina Hofstetter. Oder nicht?
Die Bauern sagen es bei jeder Gelegenheit: Wie sie sofort ökologischer produzieren würden – wenn der Konsument das denn nachfragen würde. «Der Konsument entscheidet letztlich, welche Produkte er kaufen und konsumieren will», sagte ein Bauernvertreter im Parlament, als es um die Pestizidfrage ging. «Es ist eine Frage des Marktes. Die Konsumenten sind gefragt», antwortete der ehemalige Direktor des Schweizer Bauernverbands auf die Frage, ob ein Bioland Schweiz möglich sei. Der Präsident des Bauernverbands rief kürzlich in einem Interview aus: «Wenn es fünfzig Prozent Bio braucht, müssen wir fünfzig Prozent Bio produzieren.» Aber wenn die Bauern nur weniger verkaufen könnten, sei eben weniger richtig. «Wir müssen marktgerecht produzieren!»
Es tönt konsequent: Mehr Tierwohl und weniger Pestizide fordern und dann doch das billige Poulet und den schönen goldenen Apfel kaufen – das ist scheinheilig. Sind die Schweizer Konsumenten also Heuchler? Wenn ja, sind sie mindestens in guter Gesellschaft. Denn die Bauernpolitiker sind es auch.
«Kauft Schweizer Zucker!»
Im Februar 2018 schlugen die Bauern Alarm. Der Preis für Zucker war ins Bodenlose gesunken. Die Europäische Union hatte zuvor die Zuckerquote abgeschafft. Jetzt schlug der Weltmarktpreis auf die Schweiz durch. Die Rübenbauern schrieben Verluste, der Bauernverband reagierte rasch und unbürokratisch. Er lancierte einen Appell an die Konsumenten: «Kauft Schweizer Zucker!»
Wenn alle Zucker aus der Schweiz kaufen würden, sagten sie, wäre das Problem gelöst.
Diese Geschichte ist zur Hälfte frei erfunden. Wahr ist, dass die Zuckerbranche in die Krise schlitterte. Erfunden ist, dass die Bauern an die Konsumenten appellierten. In Wahrheit appellierten sie an den Staat.
Der Bauernverband verlangte ultimativ einen Mindestpreis für Zuckerrüben. Der Direktor, für den das Bioland Schweiz «eine Frage des Marktes» war, hatte vorsorglich eine Mindestpreisforderung im Parlament deponiert. Sie ist noch hängig, der Bund sprach für die Zwischenzeit andere Unterstützung: Er hob den Zoll auf Importzucker an und erhöhte die staatlichen Zahlungen an Zuckerrübenbauern. Pro Hektare und Jahr erhalten sie statt 1800 Franken seither 2100 Franken Direktzahlungen.
Der Staat griff beim Zucker ein, weil er wollte, dass in der Schweiz Zucker produziert wird. Und so wie der Staat es beim Zucker macht, macht er es mit der ganzen Landwirtschaft: Er steuert sie. Mit Zöllen und Direktzahlungen greift er massiv in die Landwirtschaft ein, und meist sind es die Bauernpolitiker selbst, die den Staat rufen. Etwa wenn der Zuckerpreis fällt. Wenn der Weinabsatz einbricht. Wenn ein früher Frost die Ernte gefährdet.
Warum sollte ausgerechnet eines der drängendsten Probleme der Landwirtschaft – die Umweltbelastung – von den Konsumenten am Markt gelöst werden? Das von bäuerlicher Seite zu fordern, ist mindestens so scheinheilig, wie Bio zu predigen und Billigfleisch zu kaufen.
Die Schleppschlauch-Story
Die Steuerung der Landwirtschaft fängt beim ganz Grundsätzlichen an, nämlich bei den W-Fragen. Der Staat steuert, wer Bauernland erwerben kann (hauptsächlich Kinder von Bauern) und wo Landwirtschaft betrieben wird (auch im Berggebiet, deshalb fliesst dort besonders viel Geld hin). Der Staat steuert, was die Landwirtschaft produziert: Zuckerrüben etwa, aber auch Leistungen zum Wohl von Tieren und Umwelt. Das führt zum Wie: Der Staat steuert, wie Landwirtschaft betrieben wird, zum Beispiel: wie Bauern güllen. Vorzugsweise mit einem Schleppschlauch.
Der Gülle-Schleppschlauch ist einen Exkurs wert. Er beginnt damit, dass Bauern die Gülle durch die Luft auf die Wiesen spritzen. Irgendwann finden Forscher heraus, dass die Technik schlecht ist für die Umwelt, weil viele klimaschädliche Gase in die Luft gelangen. Also erfindet der Bund einen Anreiz: Landwirte, die ihre Gülle ganz nah am Boden ausbringen, eben mit Schleppschlauch güllen, werden dafür bezahlt. Der positive Effekt ihres Handelns auf die Umwelt bekommt einen Wert.
Dann, im Jahr 2019, will der Bund den Schleppschlauch für obligatorisch erklären, ganz ohne Entschädigung. Die Bauernvertreter im Parlament opponieren mit mindestens drei Interpellationen und einer Motion. Das Güllen mit dem Schleppschlauch soll freiwillig bleiben und vergütet, sagen sie. Wer Gutes tut für die Umwelt, soll entschädigt werden.
Es stehen damit zwei Politiken zur Diskussion: ein Verbot der alten Gülle-Technik. Und ein finanzieller Anreiz, die Lenkung. Der Bund hätte theoretisch auch einen Appell an die Bauern richten können: Sie sollten doch bitte mit dem Schleppschlauch güllen – dem Klima zuliebe. Er hat es nicht getan. Weil er wusste, dass es nicht funktioniert. Ein Appell zum freiwilligen Öko-Güllen hätte die Bauern vor ein Dilemma gestellt: Warum sollte einer freiwillig Tausende Franken ausgeben für einen Schleppschlauch, wenn der Nachbar am selben Tag mit der alten Technik die Luft verschmutzt?
Mina Hofstetter bauerte ohne Vieh. Hätte sie Vieh besessen, sie hätte vielleicht freiwillig mit Schleppschlauch gegüllt – aus Überzeugung. Aber die meisten Bauern sind keine Mina Hofstetters, und das ist auch in Ordnung. Nur gilt für Konsumenten natürlich dasselbe.
Einige Konsumenten kaufen aus Idealismus Bioäpfel, andere aus der Überzeugung, sie seien gesünder. Den meisten Konsumenten ergeht es allerdings wie den Bauern mit dem Schleppschlauch: Sie würden Bioäpfel kaufen, wenn die anderen es auch täten. Aber sie wissen: Solange die meisten Konsumenten die günstigeren, dutzendfach pestizidbehandelten Äpfel kaufen, ist der Nutzen für die Umwelt minimal.
Darum wird der Konsument das Umweltproblem der Landwirtschaft nicht lösen. Darum darf man es nicht auf ihn abwälzen. Nicht in einer Branche, in der so vieles vom Staat geregelt wird. Nicht in einer Branche, die vom Staat so massgeblich mitfinanziert wird.
Wir sind auch Bürger
Der durchschnittliche Schweizer Bauernhof schreibt mit der Produktion von Lebensmitteln Verluste. Das hat kürzlich eine Studie der Universität St. Gallen gezeigt. Bei Bio-Höfen stammen 40 Prozent des landwirtschaftlichen Betriebsertrags aus Direktzahlungen, bei Nicht-Bio-Betrieben sind es im Schnitt 27 Prozent.
In diesem Text war die Rede vom Staat, der das Wer, Wo, Was und Wie in der Landwirtschaft steuere. Offen blieb das fünfte W, das Warum. Warum steuert der Staat die Landwirtschaft derart massiv? Die Zahlen aus der St. Galler Studie geben eine Antwort. Weil er sie bezahlt.
Der Staat investiert jedes Jahr Milliarden in die Landwirtschaft, und der Staat, das sind wir alle gemeinsam: die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, die Bürger. In dieser Funktion, als Bürger, darf sich jeder in die Landwirtschaftspolitik einmischen. Der Bürger darf vom Staat verlangen, dass Landwirte weniger Pestizide einsetzen und Tieren mehr Auslauf geben. Er darf verlangen, dass im Agrarbudget mehr Geld in den ökologischen Anbau fliesst. Als Bürger darf jeder von der Landwirtschaft fordern, was er will.
Ob er nun Bio kauft oder nicht.
SeitenanfangPostings…
Diethelm-vor 5 Tagen-4Empfehlungen-Was „der Bürger vom Staat verlangen kann“, ist uninteressant, solange das nur heisst, dass er dafür nicht eingesperrt wird, insbesondere wenn die Forderung konsequent ignoriert wird, ist es ein relatives Privileg. Der Kommentar klammert die Machtfrage sorgfältig aus. Ich wurde noch von keinem Migros-Filialleiter gefragt, welche Produkte, Qualitäten und Verpackungen ich gerne im Regal hätte und welche lieber nicht mehr. dennoch ist täglich irgendwo zu hören oder lesen: „der Kunde wünscht das“, in dieser männlichen Form nebenbei. Ausgeklammert wurden auch die Knebelverträge von Coop und Migros, welche die Bioproduzenten benachteiligen. Lieber hauen sie die Kundinnen mit dem toxischen Label „IP-Suisse“ übers Ohr. „Diese Geschichte ist zu“ mehr als der „Hälfte frei erfunden“. Wahr ist, dass die Schweizer Zuckerbranche nicht „in die Krise schlitterte“, sondern seit 70 Jahren künstlich belebt wird. In Wahrheit appellierten sie an den Staat um die Wiederzulassung verbotener Fungizide. Wir brauchen keinen Rübenanbau in der Schweiz, ein grosser Teil ist ohnehin Viehfutter. Rüben werden den Bauern vom Branchenverband einfach als besonders einträgliches Geschäftsmodell angepriesen. Es gibt genug sinnvollere Kulturen, wie Kartoffeln, Ölsaaten und Hülsenfrüchte für das begrenzte Ackerland.
SeitenanfangLudwig Huber-vor 5 Tagen-2Empfehlungen-Man kann sich alles schönreden!
Selbstverständlich ist der Konsument Auftraggeber und damit auch Verantwortlicher der Nahrungsmittelproduktion. Bei uns in Bayern haben die Biomolkereien ellenlange Wartelisten von Bauern, die gerne umstellen wollen. Können sie aber nicht, weil nur wenige Leute diese Produkte kaufen. Damit ich in Oberbayern als Öko-Milcherzeuger leben kann, muss die Gesellschaft ca. 70.000€ mehr im Jahr bezahlen, als der konventionelle Kollege braucht. Das macht sie zu etwa 20.000€ mit Förderungen und 50.000€ mit höheren Marktpreisen. Beide Landwirte müssen ca. mit Mindestlohn (knapp 10€/ Stunde) klarkommen, sie arbeiten aber fast doppelt soviel, wie der Arbeitnehmer, dann passt die Kasse auch wieder. Aber den Bauern die Schuld daran zuschieben, dass nicht ökologischer produziert wird, das zeugt von Unkenntnis, Ignoranz und fehlender Recherche. Das kenn ich aus der deutschen Presse zur Genüge – dafür lese ich die NZZ nicht!
Andreas Pfister-vor 6 Tagen-Empfohlen-Einen Aspekt vermisse ich in diesem Artikel und auch im Initiativtext der Trinkwasserinitiative: Wie regeln wir den Import von Lebensmitteln in der zukünftigen Bio-Schweiz?
Das Kaufverhalten der Konsumenten wird sich mit der Annahme der Trinkwasser-Initiative nicht ändern. Lässt man den Import von konventionell erzeugten Lebensmitteln zu, wird sich der Marktanteil von Bio nicht wesentlich erhöhen. Das wäre aber nötig, damit Schweizer Landwirte, die ja auf biologische Produktion umstellen sollen, ihre Produkte kostendeckend absetzen können. In diesem Szenario sehe ich einen verschwindenden Ackerbau und mehr extensive tierische Produktion in der Schweiz. Angesichts der Knappheit fruchtbarer Böden ist das im globalen Kontext nicht sinnvoll.
Ich bin der Meinung, dass wir beim Import den gleichen Massstab ansetzen sollten, wie im Inland. So können wir auch in Zukunft das volle Potenzial unserer Böden und die Fähigkeiten unserer Landwirte nutzen.
Als angehender Agronom freue ich mich auf die Herausforderungen der biologischen Landwirtschaft.
SeitenanfangMargaretha Jud-vor 6 Tagen-Doch, ich finde man könnte durchaus etwas Wald als Äcker benutzen. Von Waldsterben ist hierzulande ja wohl nichts zu sehen, Baumableger wohin ich auch sehe. Sicher, bei soviel staatlicher Landwirtschaftssteuerung könnte man Bio-Produktion anordnen und alles andere verbieten. Dass die Produkte dann teurer würden versteht sich von selbst und auch dass viel mehr importiert werden müsste, da die Quantitäten zur Selbstversorgung nicht reichen, vorallem wenn man nicht gewillt ist Formabweichungen zu akzeptieren. Und ja sicher es sollte diverse Qualitäten geben zu entsprechenden Preisen.
SeitenanfangNuria Izard-vor 6 Tagen-2Empfehlungen-Das ist in der Tat ein toller Artikel. Fehlt irgendwie noch ein Kommentar zu einer früheren Idee, die wohl längst beerdigt wurde, nämlich dass es den Bauern erlaubt sein sollte, ganz ohne Subventionen freie Unternehmer zu sein. So, wie es jetzt ist, sind sie eigentlich zu 80 Prozent Staatsangestellte. Als solche mūssen sie sich natūrlich fūgen, was man ihnen vorschreibt
SeitenanfangFelix Schläpfer-vor 6 Tagen-14Empfehlungen-Toller Artikel. Es liesse sich noch ergänzen, dass eine nachhaltige Schweizer Landwirtschaft für die Steuerzahler nicht teurer sein muss. Und wenn die Landwirtschaft nachhaltig wird, werden auch nachhaltige Produkte billiger – kein Vergleich mit Bio heute!
Beim Thema Gülle-Schleppschlauch steht noch eine dritte Politik zur Diskussion: eine Anlastung der Kosten zulasten der Allgemeinheit gemäss Verursacherprinzip, anstelle der heutigen Zahlungen an diejenigen, die ein bisschen weniger Ammoniak in die Luft lassen. Konkret: eine verursachergerecht ausgestaltete Abgabe auf importierten Futtermitteln. Denn diese Futtermittel sind für das fast flächendeckende Übermass an Gülle und Emissionen im Tal- und Hügelgebiet verantwortlich.
Werner Moser-vor 6 Tagen-Empfohlen-Eine der Faustregel in der Volkswirtschaft ist, dass der Konsument immer Recht hat. Also am Pranger steht, welcher glaubt, ihm Vorwürfe mache zu können, weil er nicht das- und so konsumiert, wie man sich das von ihm erhofft. Die Doppelmoral liegt – falls überhaupt? – darin, dass Bio-Qualität nur produziert wird, weil man sich höhere Netto – Gewinnmargen verspricht. Und nicht, weil man überzeugt ist, damit ein Optimum an Leistung / Qualität erbracht zu haben. Was eigentlich die Motiviation sein müsste, um Bio-Qualität sinn- und ertragreich an die Konsumenten bringen zu können. So lange also die Bundespolitik (Subventionen) der wahre Treiber hinter den Bio-Aktivitäten der Landwirtschaft ist, und nicht die eigene Bio-Überzeugung (dass Wirtschaften nur so, und nicht anders „richtig“ ist!), so lange wird diese Doppelmoral immer auch eine vermeintliche Doppelmoral von Seiten der Konsumenten provozieren. Denn Gleiches gesellt sich nur allzu gerne mit Gleichem, i.e. billiges Produzieren auch mit billigem Konsumieren. Weil – genau! – niemand Bioäpfel kaufen muss!
SeitenanfangP. C.-vor 1 Woche-11Empfehlungen-Darf ich fragen, wie hoch denn der Flächenertrag bei Bio und nicht Bio ist? Bio heisst auch, dass mehr importiert werden muss, da der Ertrag pro Quadratmeter viel kleiner ist (Faktor hängt von Produkt ab). Oder plädiert ernsthaft jemand dafür, Wälder für Ackerland abzuholzen?
Beim Fleisch verhält es sich ähnlich. Hier kommt noch hinzu, dass niemand die lästigen Fliegen (und Bräme) will, die das Vieh und v.a. Mist und Gülle anziehen. Wo sollen den die Tiere Freilauf erhalten? Spoiler: es gibt zu wenig Land um den Fleischbedarf zu decken.
Ich habe jahrelang in der Stadt Bern zugehört, wie die Nachbarn die Fenster schlossen, als die Kälber muhten bei der Anlieferung. Kurz darauf wurden sie geschlachtet. Die gleichen Nachbarn gingen naechtentags fröhlich im benachbarten Fleischoutlet einkaufen.
ich möchte dem Autor die Romantik nicht stehlen, aber auch Bio Bauern dürfen mit Pestiziden arbeiten. Nur sind das völlig veraltete und sind mit vielen Warnungen bezüglich Wasser versehen. Ausserdem heisst Bio nicht Freilandhaltung. Bio heisst Verzicht auf den Einsatz von Medikamenten, jedoch bedeutet es nicht den Einsatz von Gras. Auch Bio Hühner werden nach einem Jahr zu Biogas, weil ihre Eischale marginal dicker ist (lernt man in Feuerwehr von Bio Bauern).
Es wäre schon, nicht immer nur über sondern auch mit den Bauern zu reden.
SeitenanfangThomas Prosser-vor 1 Woche-11Empfehlungen-Es wird in diesem Zusammenhang oft darüber geschrieben, dass der Verbraucher mehr Macht haben muss. Ich glaube, wir haben genügend Macht. Vielfach reicht es einfach, wenn man nicht Rindfleisch für 3.50 pro 100 Gramm auf den 2000 Franken Grill haut. Wäre ein Anfang fürs Ende der Massentierhaltung
SeitenanfangVerena Wagner-vor 1 Woche-13Empfehlungen-Dieser Beitrag ist ein absoluter Volltreffer! Danke Frau Hardegger.
Unsere Landwirtschaftspolitik steckt hinter dem Mond, nicht nur bei Zucker und Schleppschläuchen!
Seit Jahrzehnten kleben Politik, Verwaltung und Landwirt*innen an der Planwirtschaft mit all den schädlichen Nebenwirkungen fest. Dazu gehört auch dieser undurchdringliche Dschungel an ausbezahlten Subventionen, angefangen beim Flächenbeitrag bis hin zum Holzzaun. Da gibt es sogar Geld, wenn man das Spritzgerät wie gesetzlich vorgeschrieben reinigt… das nennt sich dann Pflanzenschutzprojekt, vom Bund grosszügig gesponsert. Dem finanziell klammen Kanton Bern ist es auch über 10Mio Franken wert… Finanziert wird damit im Grunde etwas, was für jeden Produzenten eine Selbstverständlichkeit sein müsste. Auf der entsprechenden Website des Kantons heisst es dazu: „Ziel ist es, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu optimieren und Umweltrisiken zu minimieren. Subventioniert werden nebst dem Verzicht auf Pestizide auch Reinigungssysteme für Feldspritzen oder Waschplätze. Die Landwirte können sich freiwillig an dem über sechs Jahre angelegten Projekt beteiligen.“ Das sagt doch schon alles – Bioäpfel hin oder her – e Guete!
R. B.-vor 1 Woche-6Empfehlungen-Wenn man die „freie“ Marktwirtschaft so steuern würde, dass auch die Kassiererin und die Pflegerin anständige Löhne bekämen und nicht nur der Unternehmer u. Ä. einen unverschämten Teil vom Kuchen einsacken, könnte man die Produktion von nicht Bio-Produkten verbieten. Und die Bio-Produktion besser unterstützen.
SeitenanfangHeiner Grob-vor 1 Woche (Bearbeitet)-8Empfehlungen-Als Gemüse Anbauer gerne ein paar Informationen an die Konsumenten und zum wie stets spannenden NZZ Artikel.
Wie soll, auf welcher Grundlage, beim Lebensmitteleinkauf für sich, die Kinder, für die Umwelt verträgliche Produkte entschieden werden?
So einfach einteilen lassen sich unsere Lebensmittel eben nicht.
In die guten Bio und die chemischen anderen.
Sonst wäre auf einem Verordnungsweg die wahrlich unappetlichen, massiv schädigenden Pestizide relativ einfach zu stoppen.
Eigentlich alle Nahrungsmittel sind vom Menschen kultiviert, veredelt, gezüchtet. Sie kommen so in der Form in der Natur nicht vor.
Auch der gute, verführerische Eva Apfel nicht.
Leider gelang/gelingt das dem Menschen nicht so perfekt, wie das die Natur besser macht.
Kein natürlich vorkommender Schlehdornstrauch, kein
Hagebuttenstrauch, kein Löwenzahn braucht unser dazu tun!
Fast alle kultivierten Produkte brauchen Eingriffe, irgendwelche Behandlungen. Das macht vor den schönsten Bio Label nicht halt.
Diese Tage eignen sich bestens für eine ganz spannende Vertiefung in alte Lexika oder heutiges Internet.
Tipp: Urform unserer heutigen Gemüse suchen.
Betriebsmittelliste Fibl alle chemischen Bio Schutzmittel
Google Spritzpläne Äpfel usw.
Damit wird die absolute Dringlichkeit für ein ehrliches, wissenschaftliches zusammengehen, für eine dringliche Umwandlung in verträgliche Nahrungsmittel Produktion ersichtlich.
R. H.-vor 1 Woche-18Empfehlungen-Das Problem bei Bio sind die Margen der Detailhändler.
Der Aufpreis kommt nicht dem „Bio“ zugute, sondern sie werden wie Luxusprodukte behandelt und entsprechend sind die Margen.
Ich will ja nicht sagen, dass sich Bio für die Händler nicht auch lohnen darf, aber Bio, also nachhaltig und Umweltverträglich, darf nicht ausschliesslich ein Luxusprodukt sein. Im Gegenteil, es müsste der Standard sein und es müsste in jeden Preisklassen Bioprodukte geben.
Es gibt keine Prix Garantie Bioäpfel.
Das ist meiner Meinung nach das Problem.
K. B.-vor 1 Woche-7Empfehlungen-Bravo! Ein anregender Gedankengang, pointiert rübergebracht. Der Vorwurf an die Konsumenten wurde elegant gekontert.
Fairerweise muss man aber schon festhalten, dass fordern und bereit sein dafür zu bezahlen zweierlei sind. Der Komentar tönt es ja schon an: Bio braucht mehr Direktzahlungen und ist trotzdem im Laden noch teuerer. Natürlich ist es auch hochwertiger aber sind die ca. 65% die heute fordern ohne zu kaufen wirklich bereit ca 1/3 (40% vs 27%) mehr staatliche Unterstützung und höhere Ladenpreise in Kauf zu nehmen, wenn sie nur wissen, dass es alle machen müssen?
Ich befürchte da bietet das Kaufverhalten dann doch eine gute Indikation wo die Mehrheitsverhältnisse liegen, würde mich aber gerne eines besseren belehren lassen 😉
Horst Kruse-vor 1 Woche-10Empfehlungen-Dass 77 % der Befragten meinen, dass die moderne Industriegesellschaft die Natur in gefährlicher Weise missbrauche, aber der Marktanteil der Bioprodukte nur 10 % beträgt, könnte daran liegen, dass die Befragten keine repräsentative Gruppe waren.
Es kommt sehr darauf an, ob man diese Umfrage vor dem Bio-Laden macht, wo Frau Doktor einkaufen geht oder vor dem Discounter, deren Kundschaft zu den Kleinverdienern gehören. Geht man am Zürichberg von Villa zu Villa an die Tür klopfen zum Ausfüllen von Fragebögen, kommt etwas anderes heraus, als wenn man in Spreitenbach in den Wohnsilos von Tür zu Tür geht und man halt grad keinen Fragebogen in türkisch, albanisch oder serbisch dabei hat. Sofern sich die Umfragerin von der Umeltschutzorganisation überhaupt in so ein Wohnsilo hineingetraut.
H. P.-vor 1 Woche-32Empfehlungen-Bio ist vernünftig und gut. Warum eigentlich muss Bio als Bio gekennzeichnet sein?? Wäre es nicht besser den umgekehrten Weg zu suchen und die Deklaration Bio fallen zu lassen, dafür die nicht Bio produzierte Ware als mit chemischen Mitteln behandelt anzupreisen. Wetten, dass dann kaum mehr einer auf die gespritzten Produkte zugreift. Dass dies nicht so schnell geht ist auch mir klar, aber ein Versuch wäre es dennoch, zumal es ja nicht die die Gemüse und Obstbauern betrifft, sondern auch die Weinbauern usw. Nachdenken über dieses Thema tut not.
SeitenanfangWolfgang Wöhrl-vor 1 Woche (Bearbeitet)-7Empfehlungen-Landwirtschaft zu steuern ist nicht grundsätzlich falsch.
Gerade hinsichtlich der Globalisierung wäre eine einvernehmliche und nachhaltige Planung extrem wichtig.
Bei uns stopfen sich die Leute Sushi und Avocados rein, weil Sie fürs Gewissen gesund oder sogar vegan essen wollen.
Gleichzeitig mästen die Europäer mit Soja aus überseeischen Monokulturen, die z.T. bereits auf gerodeten Urwaldflächen angebaut werden, Unmengen überschüssigerSchweine, die dann nach China exportiert werden. Bei uns bleiben nur die Gülle, die osteuropäischen Leiharbeiter und die Gewinne in Händen der Investoren.
Die Globalisierung müsste eingehegt werden. Lokale Verbesserungen sind bisher marginal, gemessen an den Profiten der global agierenden Finanzmafia.
Amazonas und die Weltmeere sind nicht die Äcker der Reichen weltweit, werden aber wie selbstverständlich so behandelt.
Josef Heide-vor 1 Woche-10Empfehlungen-Jeder Konsument ist ein wirtschaftendes Individuum und gezwungen, mit seinem knappen Geld über die Runden zu kommen. Der Staat trägt mit ständig steigenden Abgaben sein Teil dazu bei, dass bei den Bürgern das Geld knapp bleibt. Deswegen kauft er, was billig ist.
Bioprodukte werden vorwiegend von Menschen gekauft, die „es sich leisten“ können. Daran wird sich auch nichts ändern, solange konventionelle Produkte nicht regelrecht schädlich sind. Weil die Lebenserwartung ständig steigt und Bio-Esser auch nicht länger leben, können sie nicht so gefährlich sein.
SeitenanfangE. S.-vor 1 Woche-13Empfehlungen-Man sollte auch nicht die Umweltbelastung durch Bioprodukte ausser Acht lassen. Bioanbau benötigt ca 40 % mehr Fläche als konventioneller Anbau. Je mehr Bio desto häufiger müssen Naturflächen in Landwirtschaftsflächen umgewandelt werden. Die Folgen für Natur, Artenvielfalt und CO2 Emissionen kann sich jeder ausmalen. Bio hat deshalb neben dem höheren Ladenpreis auch noch einen Umweltpreis.
SeitenanfangRuth Hanna Stahel-vor 1 Woche-10Empfehlungen-In der Landwirtschaft ist der Fall klar. Der Bund investiert Mengen an Geld in die Produktion der Lebensmittel, also kann er auch den Schutz der Natur verlangen. Anders sieht es im Zusammenhang mit der Biodiversität im Pflanzenhandel aus. Da wollen die Baumschulen und Gartencenter die Pflanzenwahl und die Verantwortung auch den Kunden überlassen. Zudem bieten sie das gewünschte naturnahe Sortiment kaum an. Darum haben wir in den grossen Flächen der Siedlungsgebiete noch immer geschätzte 70 % Zierpflanzen und investive(inversive) Arten statt einer einheimischen Vegetation, die Lebensraum für Insekten, Vögel, usw. bietet. Auch da brauchen wir verbindlichere Gesetze. Es ist nicht Privatsache, was auf meinem Grundstück wächst. Es tangiert den Erhalt der Natur und die Ästhetik des öffentlichen Raums. Was auch bei der Landwirtschaft der Fall ist.
SeitenanfangAaron Freiermuth-vor 1 Woche-8Empfehlungen-Ich verstehe nicht, weshalb solche grundlegenden Probleme wie der Klimawandel immer auf die kleinstmögliche Instanz – Das Individuum geschoben werden. Es ist doch allgemein bekannt, dass es diese „wenn es der andere nicht tut, tu ich es auch nicht “ Haltung gibt. Ist denn nicht die Politik genau für diese Themen ein Instrument? Um Massen von Individuen zu leiten? Notfalls auch mit Gesetzen. Der Klimawandel betrifft jeden einzelnen von uns. Ob links, rechts, liberal oder konservativ. Wer dies leugnet, verschliesst die Augen.