- Andreas Khol – ein Patriarch hat gesprochen
- Frauenverachtende Rhetorik
- Klare Worte, auch der Frauenministerin
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Andreas Khol – ein Patriarch hat gesprochen
Die Gewalt an Frauen ist während des ersten Corona-Lockdowns nachweislich gestiegen. Im März wurden bundesweit 961 Betretungs- und Annäherungsverbote verhängt. Bei dem Pressetermin im April, bei dem diese Zahlen präsentiert wurden, sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) auch, es gebe in diesem Bereich „null Toleranz“.
Nun, wenn das so ist, dann sollte jemand den ÖVP-Granden Andreas Khol aufklären. Dieser hat in einem Interview auf oe24.at gesagt, SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner habe „danach gerufen, ihr eine aufzulegen“. Das ist unfassbar, generell und insbesondere einen Tag vor einem harten Lockdown, in dem von Gewalt betroffene Frauen genau an jenem Ort bleiben sollen, an dem sie Gewalt erleben: ihren eigenen vier Wänden.
Frauenverachtende Rhetorik
Khols Aussage ist verbale Gewalt, die physische Gewalt bagatellisiert. Auf Nachfrage sagt er, er habe mit „auflegen“ „kritisieren“ gemeint, doch jede*r weiß, was mit „eine auflegen“ gemeint ist – solche abenteuerlichen Ausreden im Nachhinein für eine zutiefst frauenverachtende Rhetorik kennen wir bereits, Stichwort „widerwärtiges Luder“, wie Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP) eine WWF-Mitarbeiterin nannte und es dann als normale tirolische Wendung darstellen wollte.
Khols Aussage knüpft an eine weitverbreitete Haltung an, Frauen müsse man schon mal „eine auflegen“, um sie zur Vernunft zu bringen. „Um eine Watsche betteln“ ist die dazugehörige Phrase, die wir noch immer als Rechtfertigung für Gewalt gegenüber Frauen, aber auch Kindern hören.
Klare Worte, auch der Frauenministerin
Ein ehemaliger Spitzenpolitiker muss sich einer solchen Symbolik bewusst sein und seine Worte öffentlich sorgsam wählen – in Bezug auf Frauen scheint das vielen Politikern besonders schwerzufallen. Diese Aussage zeigt, wie wenig Bewusstsein noch immer über die Verniedlichung von Gewalt existiert. Deshalb muss es dafür nichts anderes als eine öffentliche Entschuldigung von Khol geben. Und diese lieferte er auch wenige Stunden nach dem besagten Interview. Er habe sich „in der Wortwahl vergriffen“ und „wollte nicht beleidigen“, so Khol gegenüber dem STANDARD. Auch werde er sich „umgehend bei Pamela Rendi-Wagner entschuldigen“. Klare Worte zu solchen Aussagen braucht es auch von unserer Frauenministerin. Sie dürfen so nicht stehen bleiben, „null Toleranz“. Generell nicht, und insbesondere jetzt. (Beate Hausbichler, 16.11.2020)
*Update 15:30 Uhr: Entschuldigung Kohls wurde ergänzt.
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