Wissenschaft Natur Klimawandel

Düstere Entwicklung            23. Februar 2022   

Ruß in der Antarktis beschleunigt Schneeschmelze

Wenn dort für Touristen und Forschende Energie verbraucht wird, entsteht Ruß, der für ein schnelleres Schmelzen der Schneedecke sorgt

Die US-amerikanisch betriebene McMurdo-Station ist die größte Forschungs- und auch Logistikstation in der Antarktis. Sie wird seit 1955/56 genutzt und umfasst mehr als 85 Gebäude. Foto: Martin De Ruyter/The Nelson Mail/Reuters

Immer mehr wird in der Antarktis geforscht – was zum Verständnis der Klimakrise und der globalen Erwärmung durchaus wichtig ist. Aber nicht nur Wissenschafterinnen und Wissenschafter, sondern auch Zehntausende Touristen bereisen jedes Jahr den Südkontinent. Dies sorgt insgesamt aufgrund von Rußproduktion dafür, dass lokal der Schnee schneller schmilzt, wie eine Studie mit Beteiligung der Universität Zürich im Fachmagazin „Nature Communications“ berichtet.

Die zunehmende Nutzung von Schiffen, Flugzeugen, Generatoren und Helikoptern hat zur Folge, dass die Antarktis immer stärker verschmutzt wird, unter anderem mit Rußpartikeln aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Das Problem: Ruß macht die Schneedecke dunkler, wodurch sie sich stärker erwärmt als eine weiße Schneedecke und deshalb schneller schmilzt. Diesen Effekt konnten die Forschenden anhand von Messungen an 28 Standorten, die meisten davon stark frequentiert, nachweisen.

Der Rußpartikel-Fußabdruck eines durchschnittlichen Antarktis-Besuchers beschleunige die Schneeschmelze im Sommer um 83 Tonnen zusätzlichen geschmolzenen Schnees, schreibt das Forschungsteam. Es schätzt überdies, dass der Tourismus für 4,4 Millionen Tonnen geschmolzenen Schnee auf der Antarktischen Halbinsel und den dazugehörigen Archipelen verantwortlich ist. An diesen Orten – in relativer Nähe zu den südlichsten Gebieten Südamerikas – finden die meisten Forschungs- und Reisetätigkeiten statt.

Obergrenzen – für Schnee und Touristen

Die berechneten Mengen seien für die gesamte Antarktis wenig relevant, lokal jedoch interessant, sagte Martin Schneebeli, tätig am WSL-Institut für Schnee- und Lawinen-Forschung SLF. Allerdings wies er darauf hin, dass die Werte aufgrund von Messunsicherheiten schwierig zu verifizieren seien. Zudem brauche es für eine Schmelze eine insgesamt positive Energiebilanz – sonst erwärme sich der Schnee bloß und werde nicht zu Schmelzwasser. „Aus meiner Sicht stellt die in der Studie angegebene Schmelzmenge deshalb eine obere Grenze dar“, sagt der Forscher, der nicht an der Arbeit beteiligt war.

Um die Belastung durch menschliche Aktivitäten auf dem Südkontinent zu verringern, plädierten die Studienautoren unterdessen dafür, eine Obergrenze für die Anzahl der Touristinnen und Touristen einzuführen. Außerdem sei es sinnvoll, die Größe der Forschungsstätten zu begrenzen – und auf saubere Energieträger sowie Hybrid- und Elektroschiffe umzuschwenken. (APA, red, 23.2.2022)

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