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Rekorde dank Klimakrise

22.Dezember 2022

2022 zählte zu den drei wärmsten Jahren der Messgeschichte

Das Jahr war auch bei den trockensten und sonnigsten Jahren seit Messbeginn im Spitzenfeld

2022 liegt im Tiefland Österreichs zumindest auf Platz drei in der 256-jährigen Reihe der wärmsten Jahre der Messgeschichte. Foto: AP//Michael Probst

Die Temperaturbilanz des zurückliegenden Jahres kann auch heuer wieder mit einige Spitzenwerten aufwarten: Wie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Donnerstag berichtet, hat das Jahr 2022 in Österreich viele deutlich zu warme Phasen mit sich gebracht und reiht sich dadurch unter die drei wärmsten Jahre der Messgeschichte ein. Auch bei den trockensten und sonnigsten Jahren seit Messbeginn findet sich 2022 im Spitzenfeld wieder.

Platz drei unter den letzten 256 Jahren

Wissenschafter sind sich einig, dass diese Entwicklung eine Auswirkung der Klimakrise ist. „Berücksichtigt man die Prognose bis Jahresende, dann liegt 2022 im Tiefland Österreichs zumindest auf Platz drei in der 256-jährigen Reihe der wärmsten Jahre der Messgeschichte, gleichauf mit 2019“, sagte ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik. Laut dem Experten ist sogar Platz zwei, gleichauf mit 2014, noch möglich. „An der Spitze liegt weiterhin 2018.“

Auf den Bergen Österreichs war 2022 zumindest das zweitwärmste Jahr der Messgeschichte (gemeinsam mit 2015). Je nach tatsächlichem Verlauf der letzten Dezembertage ist aber auch noch Platz eins möglich (gleichauf mit 2020). An einigen Wetterstationen der ZAMG ist 2022 sogar das wärmste Jahre der Messgeschichte. Neue Rekorde gab es zum Beispiel für Klagenfurt, Kufstein, Lienz und Obergurgl sowie für den Patscherkofel und die Villacher Alpe.

2022 ist eines der drei wärmsten Jahre der 256-jährigen Messgeschichte. Grafik: Zamg
Abweichung der Temperatur im Jahr 2022 vom Mittel zwischen 1991-2020 (oben) und zwischen 1961-1990 (unten).
Grafik: Zamg
Abweichungen bei den Niederschlägen vom Mittel der Jahre 1991-2020 (oben) und 1961-1990 (unten).
Grafik: Zamg

Am wärmsten war es am 5. August in Seibersdorf in Niederösterreich, hier wurden 38,7 Grad gemessen. Am kältesten war es am 12. Dezember am Brunnenkogel in Tirol auf 3.437 Meter, die Temperatur betrug da minus 24,9 Grad. Kältepol in einem bewohnten Ort war St. Jakob im Defereggental in Osttirol. Am 13. Dezember 2022 sank die Temperatur dort auf minus 21 Grad Celsius.

2022 bestätigte somit den Trend zu einem immer wärmeren Klima. Unter den 25 wärmsten Jahren der Messgeschichte sind fast nur Jahre der jüngeren Vergangenheit: 2018, 2014, 2022, 2019, 2015, 2020, 1994, 2007, 2016, 2000, 2002, 2008, 2017, 2011, 2012, 2009, 1822, 2013, 1992, 1797, 2003, 2021, 1811, 1794, 1998 (Auswertung HISTALP-Tiefland).

Stellenweise außerordentlich trocken

Das Jahr 2022 war außerdem größtenteils zu trocken. In der österreichweiten Auswertung liegt die Niederschlagsmenge heuer um 15 Prozent unter dem vieljährigen Mittel. 2022 ist damit eines der 15 trockensten Jahre der Messgeschichte.

An einigen wenigen Wetterstationen der ZAMG ist 2022 sogar das trockenste Jahr seit Messbeginn, zum Beispiel in Eisenstadt. Dort fiel 2022 mit bisher 415 Millimeter (Abw. -40 %) um 50 Millimeter weniger Niederschlag als im bisher trockenstem Jahr 1952.

Im Südosten des Landes (Unterkärnten, West-, Südost und Oststeiermark und Burgenland) gab es nur im September überdurchschnittliche Niederschlagsverhältnisse. Normale bis leicht überdurchschnittliche Niederschlagsmengen gab es 2022 nur in wenigen Regionen, wie im Gebiet vom Mühlviertel und Waldviertel bis zur nördlichen Obersteiermark und im Westen Vorarlbergs. Für Bregenz zum Beispiel zeichnet sich beim Niederschlag ein Plus von neun Prozent ab. Ein Achtel der Jahressumme fiel in Bregenz allerdings beim Rekordregen am 19. August, bei dem es in 24 Stunden 212 Liter pro Quadratmeter regnete.

Besonders sonnig war es im Westen und Süden

Abweichung der Sonnenscheindauer vom Mittel der Jahre 1991-2020 (oben) und 1961-1990 (unten).
Grafik: Zamg

Reich an Sonnenschein gestaltete sich das Jahr 2022 im Westen und Süden des Landes. Vor allem in Vorarlberg, im Tiroler Unterland, in Osttirol und in den Kärntner Gebieten entlang und südlich der Drau schien die Sonne, im Verhältnis zum Klimamittel 1991-2020, um fünf bis 15 Prozent länger. Österreichweit schien im Mittel die Sonne um sechs Prozent länger und damit ist das Jahr 2022 das achtsonnigste der vergangenen 98 Jahre.

Ein herausragend sonniger Monat im Jahr 2022 war der März, der im Flächenmittel eine Anomalie von 53 Prozent aufweist.

Ebenfalls sonnenreicher als im Mittel waren die Monate Jänner, Februar, Juni, Juli, Oktober und November, die um neun bis 17 Prozent sonniger verliefen. Deutlich weniger Sonnenschein bekamen der September mit minus 23 Prozent und der Dezember, hier wird es voraussichtlich ein Sonnen-Minus von 30 Prozent geben.

Verlängerte Vegetationsperiode

Die sonnigste Wetterstation unter 1.000 Meter Seehöhe war Klagenfurt-HTL mit 2.271 Sonnenstunden. Umgerechnet wären das rund 95 Stunden mit durchgehend – also 24 Stunden täglich – Sonne. Über 1.000 Meter Seehöhe war die Kanzelhöhe in Kärnten auf 1.520 Meter am ersten Platz, hier schien die Sonne 2.322 Stunden lang.

Das phänologische Jahr 2022, also die Entwicklung der Vegetation, reiht sich in die Serie von Jahren mit frühem Beginn und spätem Ende der Vegetationsbeginn ein. Nach einem sehr warmen Februar bremsten die eher durchschnittlichen Temperaturen im März die Entwicklung der Vegetation etwas. Die Blüte der Marille begann ungefähr eine Woche früher als im Durchschnitt. Die Laubverfärbung im Herbst setzte ungefähr eine Woche später ein als im vieljährigen Mittel. (red, APA, 22.12.2022)

Zamg: 2022 unter den drei wärmsten Jahren der Messgeschichte

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