Dies & Das: Waldbrände am Amazonas- Die Welt ist ein Dorf

LISA MAYR

Waldbrände am Amazonas: Die Welt ist ein Dorf

Macrons Vorschlag, die Brände auf die G7-Agenda zu setzen, ist sinnvoll: Ohne den Regenwald ist der Kampf gegen die Klimakatastrophe nicht zu gewinnen.

KOMMENTAR Lisa Mayr 

25. August 2019

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Es ist ein Bild, das man nicht mehr so leicht aus dem Kopf bekommt: die Skyline von São Paulo um drei Uhr Nachmittag, zur Nacht verdunkelt von dichtem Rauch. Von Rauch, der aus dem 2700 Kilometer entfernten Regenwald in die Stadt gezogen ist und irgendwann als schwarzer Regen herabfällt. Dieses Bild, aufgenommen vor zwei Tagen, steht dafür, dass die verheerenden Brände im Amazonasgebiet kein regionales Phänomen sind. Sie betreffen nicht nur Brasilien – sie betreffen die ganze Welt. Im Land brachen binnen 48 Stunden fast 2500 neue Brände aus; seit Jahresbeginn waren es mehr als 75.000. Die dunklen Rauchwolken kann man längst vom All aus sehen.

Die Rettung des Regenwaldes ist kein Kolonialismus

Nein, dass Amazonien brennt, ist nicht ungewöhnlich. Neu ist das Ausmaß der Brandstiftungen – und dass Brasiliens Politik eifrig Öl ins Feuer gießt. Als Emmanuel Macron in einem Tweet von einer „internationalen Krise“ spricht und davon, dass mit dem Regenwald „unser Haus“ in Flammen stehe, geißelt Brasiliens Krawallpräsident Bolsonaro dies als Ausdruck einer kolonialistischen Sicht Frankreichs auf sein Land. Den entscheidenden Unterschied – dass nämlich die Kolonialisten die Kolonialisierten unterjochten, es Macron aber um die Rettung der grünen Lunge der Welt und damit um globales Interesse geht –, Bolsonaro erkennt ihn nicht.

Die EU hat zwischen den Jahren 2000 und 2009 mindestens eine Million Tonnen CO2 in Form von Waren importiert, für die Regenwald gerodet wurde. Das entspricht einer jährlich entwaldeten Fläche von einer Million Fußballfeldern.
Foto: reuters

Der rechtsextreme Klimawandelleugner steht fest aufseiten der brasilianischen Agrarindustrie, die von den Brandrodungen profitiert, weil sie ihr Flächen für die Rinderzucht verschafft. Die Brandstifter haben unter ihrem Präsidenten wenig zu befürchten: Er hat das Klima für ihre Rodungen geschaffen. Unter dem Vorwand des Umweltschutzes wolle man Brasilien wirtschaftlich kleinhalten, sagt er, der den Wald wirtschaftlich erschließen will. Dass bei den Bränden nun zahllose Indigene ihre Lebensgrundlage verlieren, ist ihm willkommener Kollateralnutzen.

Heuchlerische EU

Macrons Vorschlag, die Brände auf die Agenda des G7-Gipfels zu setzen, ist sinnvoll. Die Zerstörung der Umwelt und ihre Folgen kennen keine Grenzen, der Kampf dagegen darf es auch nicht tun. In Sachen Klimakatastrophe ist die Welt ein Dorf; ohne den Regenwald ist der Kampf dagegen nicht zu gewinnen. Der EU stehen deshalb ihre schreckgeweiteten Augen schlecht: Zwischen 2000 und 2009 hat sie 1000 Millionen Tonnen CO2 in Form von Waren importiert, für die Regenwald gerodet wurde – und reicht mit dem Mercosur-Abkommen den nächsten Brandbeschleuniger. (Lisa Mayr, 25.8.2019)

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