Dies & Das: Lehrerzimmer: Zerstört Parteipolitik die Schulen?

Lehrerzimmer: Zerstört Parteipolitik die Schulen?

Susanne Wiesinger hat ein Buch geschrieben und ist damit ihren Job als Ombudsfrau für Werte- und Kulturfragen im Bildungsministerium los. Hat sie mit ihrem Befund recht?

Ist in Bildungsfragen zu viel Parteipolitik drinnen? Foto: APA/dpa/Daniel Karmann

Die Veröffentlichung des Buches „Machtkampf im Ministerium. Wie Parteipolitik unsere Schulen zerstört“ sorgt im Bildungsministerium für Wirbel. Die Autorin Susanne Wiesinger, die als Leiterin der Ombudsstelle für Werte- und Kulturfragen im Februar 2019 von Bildungsminister Heinz Faßmann ins Ministerium berufen worden ist, ist nun ihren Job los.

Finanzierung, Autonomie und Parteipolitik

Im Buch kritisiert sie die parteipolitische Vereinnahmung der Bildungspolitik und die Grabenkämpfe zwischen Ministerium und Bildungsdirektionen. Es gehe im derzeitigen System viel zu wenig um die Kinder, so Wiesinger im Buch. In der „ZiB 2“ am Sonntag thematisierte Wiesinger auch den Kritikpunkt, dass Schulen keine Planungssicherheit durch die Finanzierungsfragen zwischen Bund und Länder haben. Auch die Deutschförderklassen sieht Wiesinger als nicht für alle Schulen geeignet an und fordert mehr Autonomie für Schuldirektoren und Lehrkräfte in diesem Bereich.

Von einer parteipolitisch motivierten Postenbesetzung als Schuldirektor berichtet User „my*point*of*view“:

Wie man Schuldirektor wird

Seit einigen Jahren werden Direktoren vor ihrer Bestellung einem hearing unterworfen. Schülervertretung, Elternverein und Lehrer dürfen alle Kandidaten begutachten, Fragen stellen etc. Dann wird abgestimmt und die Anwärter werden gereiht. In dem Fall, der mir bekannt ist, wurde jener Kandidat zum Direktor bestellt, den alle 3 Gruppen auf den letzten Platz gereiht hatten. Warum? Er hatte, war sich bald herausstellte, der einzige, der politisch genehm war.
Ich denke, das ist kein Einzelfall…

„Wenn Frau Wiesinger dazu beiträgt, dass dem Land sein absurdes, weil vor allem kinderfeindliches Schulsystem um die Ohren fliegt, soll es mir recht sein“, schreibt Poster „propagandaresistent“ im STANDARD-Forum:

In meiner eigenen Schulzeit habe ich über die Unzulänglichkeiten des Betriebs Schule nicht nachgedacht – „das ist einfach so, das muss wohl so sein“. Als Vater zweier Kinder sind mir sozusagen „von außen“ diese Unzulänglichkeiten dafür umso stärker aufgefallen. Von der 4. VS bis hin zur 4. AHS (manchmal auch darüber hinaus) habe ich mir als Vater oft gedacht „ich bin im falschen Film“. Wenn Frau Wiesinger dazu beiträgt, dass diesem Land sein absurdes, weil v. a. kinderfeindliches Schulsystem um die Ohren fliegt, soll es mir recht sein. Dann haben wenigstens meine Enkel die Chance darauf, in der Schule als Mensch und nicht als Bildungstrichter behandelt zu werden.

Wiener Schulprobleme sollen nicht auf ganz Österreich umgelegt werden, so Poster „PegasusNbW„:

Das größte Problem hierzulande ist, dass man versucht Wiener Schulprobleme durch gesamtösterreichische Änderungen zu lösen. Das war schon so beim Todesstoß für die Hauptschulen (die zwar in Wien zu Ghettoschulen wurden, am Land bis hin zu mittelgroßen Städten sehr durchlässig Richtung Sekundarstufe II waren) und das geht bis dahin, dass man den Islam als das größte Problem sieht (was es in einigen Wiener Schulen zutrifft, in den meisten Schulen in Österreich jedoch nicht)

Seit den 60er- und 70er-Jahren hat sich an der Bildungspolitik nicht viel verändert, ist das Fazit von User „AWAK„:

Konservative „Bildungspolitik“ ist Folgende:

Noten in den Volksschulen (wie zu meiner Zeit in den frühen 1960-iger). Strikte Deutschklassen ohne wenn und aber. Gymnasium und Hauptschule (jetzt Mittelschule ohne „neu“) ohne wenn und aber. Ab 10 keine Gesamtschule der 10 bis 14-jährigen (als ich 1966 ins Gymnasium kam und meine Freunde aus der Volksschule in die Hauptschule, gabs viele Tränen). Ganztagsschulen nur als Wahlmöglichkeit und dann eher als Nachmittagsbetreuung und ja kein verschränkter Unterricht (wie in Privatschulen üblich). Außer, dass es jetzt mehr Schultypen gibt, hat sich seit meiner Schulzeit 1962 – 1974 nicht viel verändert. Selbst die einzige gesellschaftliche Aufbruchszeit unter Kreisky hat das nicht weggebracht. Zumindest kostenfreie Schulbücher und Freifahrt.

Nicht immer sind Neuerungen im Schulsystem das Beste, so die Erfahrung von Poster „Strongman„:

Nachdem wir drei Kinder in der VS haben, machen wir uns um die Schule speziell Gedanken.

Man kommt nach darauf, dass nicht alles Moderne im Unterricht passend ist. Man überträgt den Kindern teilweise viel zu viel Verantwortung und überlässt sie sich selbst.

Am wichtigsten erscheint der Grundsatz zu sein: Ruhig gestellt und angepasst

Was brauchen Schulen, Lehrkräfte und Kinder?

Welche politischen Maßnahmen stehen einem guten Schulsystem entgegen? Wie beurteilen Sie als Lehrkraft, Eltern, Schülerin oder Schüler die Bildungspolitik? (wohl, 21.1.2020)

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