Dies & Das: Evangelium nach Türkis

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EINSERKASTL Hans Rauscher 

23. Jänner 2020

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Evangelium nach Türkis

Die ÖVP sieht das Kreuz nicht nur als religiöses Symbol

Susanne Raab ist Frauen- und Integrationsministerin. Foto: Robert Newald

Pilatus aber redete wieder auf sie ein, denn er wollte Jesus freilassen. Doch sie schrien: Kreuzige ihn, kreuzige ihn!

(Evangelium nach Lukas 23, 20– 21)

Hat die neue Integrationsministerin Susanne Raab das gemeint, als sie sprach: „Das Kreuz im Klassenzimmer und im öffentlichen Raum ist nicht nur als religiöses Symbol zu sehen, sondern auch als klares Zeichen für unser christlich-jüdisches Erbe.“

Da hat die Frau Minister eine Fleißaufgabe im Sinne der türkisen Message-Control erledigt, indem sie dem Ausspruch von Sebastian Kurz, „Es geht der ÖVP darum, die jüdisch-christlich geprägte Tradition Österreichs zu erhalten“, noch ums Kruzifix bereicherte.

Peinliche Desinformation

So eine peinliche Desinformation sollte eine Ministerin nicht daherreden. Die Geschichte der Juden im christlichen Europa war lange eine der Unterdrückung und Verfolgung (unter anderem mit dem Hinweis auf die oben zitierte Bibelstelle; der Vorwurf des „Gottesmordes“ an die Juden wurde dann erst vom Zweiten Vatikanischen Konzil 1965 ausdrücklich verworfen).

Es gibt selbstverständlich ein großes jüdisches Erbe, aber das gehört eher zum Erbe der Aufklärung, von Sigmund Freud über Albert Einstein bis Karl Popper. Das Kreuz ist ein geistes- und kulturgeschichtliches Symbol Europas. Aber es zum „jüdischen Erbe“ zwangszuverpflichten, weil man sich gegen den Islam abgrenzen will, ist bloß türkiser Spin. (rau, 22.1.2020)

Das sagen die Anderen…