Dies & Das: Empörung nach Aus für Flüchtlings-Rollenspiel an Schule – Teil II

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Gudrun Springer 

24. Jänner 2020

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Empörung nach Aus für Flüchtlings-Rollenspiel an Schule

Direktion steht hinter dem Spiel und meldet nur positives Feedback. Aus Sicht des Theatervereins hat das Ministerium vorschnell reagiert

Bei dem Spiel sollten Schüler Stationen einer Flucht durchlaufen und mehr lernen als beim Blick auf eine Landkarte. Foto: imago images/Panthermedia

Wien – Zaudern oder Zögern kann man dem Bildungsministerium nicht vorwerfen in der aktuellen Causa um ein Schulprojekt in Wien-Währing. Nur wenige Stunden nachdem berichtet worden war, dass ein Kind von einem Aktionstag „blass, verwirrt und mitgenommen“ (oe24.at) heimgekommen sei und Schüler zu einem Spiel gezwungen worden seien („Krone“), teilte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) mit, das Projekt sei „mit sofortiger Wirkung eingestellt“ und werde geprüft. Bei dem Rollenspiel hatten AHS-Schüler zweieinhalb Stunden lang Stationen durchlaufen, bei denen sie nachempfinden sollten, wie sich ein Mensch auf der Flucht fühlt.

Die Direktorin des Gymnasiums teilte am Freitag mit, dass sie „sehr viele positive Rückmeldungen von Eltern und Schülern“ erhalten habe, Beschwerden bisher nicht. Sie sei in Zuschriften bestärkt worden, weiter solche Projekte durchzuführen. Auch Schüler und Eltern sowie deren Vertreter an der Schule berichteten derlei.

„Warum abgedreht?“

Die Verantwortlichen des Theatervereins nahmen ebenfalls „zahlreiche positive Rückmeldungen“ wahr und fragten am Freitag in einer Stellungnahme: „Warum dreht ein Minister ein Projekt ab, ohne sich zu erkundigen, was tatsächlich vorgefallen ist?“

Die Aktion war von 26 Schülern sowie von Lehrern gemeinsam mit dem Theaterverein Ansicht vorbereitet worden. Erste Klassen waren vom Projekt ausgenommen. Nicht in die Organisation eingebundene Schüler wurden von den Stationen und Aufgaben überrascht. Die Darstellung, Kinder seien zu etwas gezwungen worden, wiesen der Theaterverein sowie involvierte Schüler zurück.

Ähnliches seit 20 Jahren

In die Berichterstattung hineingezogen wurde auch der Verein Asylkoordination: Er hält seit rund 20 Jahren Workshops zum Thema Flucht, die ebenfalls Rollenspiele beinhalten, an Schulen ab und wurde in Berichten zunächst fälschlicherweise mit jenem Projekt in Währing in Verbindung gebracht. Nach der Mitteilung des Bildungsressorts, dass man das Projekt abdrehe, herrschte im Verein Verunsicherung, ob auch das Rollenspiel „Stationen einer Flucht“ der Asylkoordination infrage steht.

„Heuchlerische Debatte“

Nach Eigenangaben leitet die Asylkoordination jährlich rund 30 solcher Projekte, vorrangig in Wiener Schulen. Die Vorlage dafür stammt vom UN-Flüchtlingshochkommissariat. Es ist für die fünfte bis neunte Schulstufe vorgesehen. Für den Fall, dass ein Kind sich beim Mitmachen unwohl fühlt und dies nicht artikulieren kann, gibt es SOS-Karten, schildert Lukas Gahleitner von dem Verein. Vor- und Nachbesprechungen gebe es auch.

Eine Szene aus dem Workshop „Stationen einer Flucht“ von der Asylkoordination.
Foto: Asylkoordination/Mafalda Rakos

Was Gahleitner ärgert: „Es ist schon eine heuchlerische Debatte, wenn man sagt, man kann Kinder nicht mit der Realität von Asylsuchenden konfrontieren, weil das eine Zumutung ist.“ Die Rechte von Kinderflüchtlingen würden in Österreich oft verletzt, daher sei es „wichtig, das Thema weiterzubearbeiten“.

Ministerium weist Kritik zurück

Aus dem Bildungsministerium hieß es am Freitag, die laufende Prüfung betreffe nur den Theaterverein, nicht die Asylkoordination. Die Kritik des Theatervereins, man habe keine Erkundigungen eingeholt, weist man zurück. Dies sei gemeinsam mit der Bildungsdirektion erfolgt. (Gudrun Springer, 24.1.2020)

Zu Teil I

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