Dies & Das: Insekten – Förderung der Biodiversität

Insekten – Förderung der Biodiversität

Die Zahl der Insekten nimmt stetig ab. Lebensraumverlust, Pestizide, klimawandelbedingte Wetterkapriolen und Lichtverschmutzung machen ihnen zunehmend das (Über-)Leben schwer.

Lederlaufkäfer

Insekten sind ein wichtiger Baustein im Ökosystem. Bienen und andere Insekten sind beispielsweise unverzichtbare Bestäuberinnen von Kulturpflanzen wie Obst und Gemüse. Insekten sind zudem Nahrung für zahlreiche andere Tiere wie Vögel, Amphibien, Reptilien oder Kleinsäuger vom Igel bis zur Fledermaus. Sie zu fördern sichert die natürliche Vielfalt und unsere Lebensgrundlagen.

7 Punkte für Insekten

Konkret zeigt die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) 7 Punkte auf, die maßgeblich zur Insektenförderung beitragen:

  • Bewusstseinsbildung
  • Schutzprogramme der Stadt
  • Schutzgebiete als Lebensraum
  • nachhaltige Ernährung
  • naturnahe Grünräume
  • Pestizidminimierung
  • Gebäudebegrünungen

Bunte Insektenlebensräume

Wildblumenwiese

Ein kurz getrimmter Rasen, eine „gepflegte“ Wiese und exotische Pflanzen haben für Wildbienen und andere heimische Insekten keinen ökologischen Wert. Für Bienen am besten sind vielfältige heimische Blumen, Kräuter, Stauden und Obstgehölze mit einfachen, ungefüllten Blüten, denn nur hier können sie den Nektar erreichen.

Insektenfreundliche Wiesen brauchen kaum Pflege und müssen, je nach Nährstoffgehalt, nur 1 bis 2 Mal im Jahr gemäht werden. Die richtige Kräutermischung sorgt dafür, dass Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten rund ums Jahr einen „gedeckten Tisch“ auffinden. Ähnlich verhält es sich mit Stauden, Sträuchern und Bäumen. Frühblüher wie Weidenkätzchen und Dirndlstrauch bieten ersten Nektar nach dem Winter. Efeu lockt noch im Spätherbst Bienen zu den unscheinbaren Blüten.

Die Problematik des Insektenschwundes wird zunehmend auch in der Planung von Freiräumen bei städtebaulichen Vorhaben berücksichtigt. Stadtwildnis wird so schon mitgeplant: Beispiele sind etwa die „Freie Mitte“ am Nordbahnhof-Areal oder der Helmut-Zilk-Park beim Hauptbahnhof. Staudenmischungen lassen die Grünflächen erblühen und bringen Insektenleben vor die Haustüre.

Kleinste Grünoasen als Insektenparadies

Gebänderte Prachtlibelle

Wer selbst einen Balkon, eine Terrasse, einen Innenhof oder einen Garten besitzt und besonders umweltfreundlich gestaltet, kann dafür mit der Plakette „Naturnahe Grünoase“ von der MA 22 ausgezeichnet werden.

Plakette Naturnahe Grünoase in Wien – Kriterien und zur Anmeldung

Begrünte Gebäude als Insektenwohnraum

Gebäudebegrünungen bieten Vögeln und Insekten Versteckmöglichkeiten und Nahrung. Blühende Varianten mit Glyzinien oder Efeu bieten einen schönen Anblick für Menschen und Nahrung für tag- und nachtaktive Insekten.

Die Stadt Wien fördert die Begrünung von Fassaden, Dächern und Innenhöfen von Privatpersonen auch finanziell:

Initiativen der Stadt Wien

Insektenhotel (Nisthilfen für Insekten)

Die Stadt Wien setzt unter anderem im Rahmen des Arten- und Lebensraumschutzprogramms Netzwerk Natur zahlreiche Maßnahmen. Dazu zählen wilde Ecken in Parks wie dem Florianipark, die Schmetterlingswiese im Donaupark oder die von Netzwerk Natur und dem Bezirk Mariahilf angelegte Wiese am Europaplatz. Alle diese und weitere Flächen werden von den Wiener Stadtgärten (MA 42) bewusst extensiv gepflegt. Das bedeutet, dass diese Wiesen nur selten gemäht werden und der Boden durch den Abtransport des Mähguts nährstoffarm gehalten wird.

Im Donaupark wurde auch ein großes Insektenhotel aufgestellt, in dem Wildbienen gerne ihre Eier ablegen. Zwei Tafeln klären über das Leben von Wildbienen und Schmetterlingen auf. Wildbienenhotels für den privaten Bereich sind inzwischen fast überall im Handel erhältlich. Sie können aber auch einfach selbst gebaut werden, indem Sie Holunderzweige senkrecht stapeln oder Löcher in Holzscheite bohren und an einem sonnigen Ort nahe der Futterpflanzen anbringen.

Die halbe Stadtfläche Wiens ist mit Vegetation bedeckt, ein Drittel steht unter Schutz. Auch in den Schutzgebieten finden sich viele wertvolle Wiesenstandorte, die durch ihre besondere Pflanzenzusammensetzung zahlreichen, teils sehr spezialisierten Insektenarten Lebensraum bieten. Die regelmäßige Pflege dieser Wiesen hat für die Stadt Wien hohen Wert, da sie sonst Sträucher und Bäume ausbreiten würden. Damit würde der Lebensraum für die ansässigen Arten verloren gehen. Auch das mit der Stadt Bratislava gemeinsam gestartete EU-Programm „City Nature“ legt einen Schwerpunkt auf Wiesen. Projektziel ist die Verbesserung und Erhaltung der urbanen Biodiversität, auch im dicht bebauten Stadtgebiet.

Lichtverschmutzung – Einfluss auf Insektenfauna

Die Be- und Ausleuchtung von Fassaden, Wegen, Schaufenstern, Gärten, Terrassen usw. kann zu Lichtverschmutzung führen und damit die Insektenfauna nachteilig beeinflussen. Insekten, viele davon nachtaktiv, werden vom Licht angelockt und dadurch von ihren natürlichen Verhaltensweisen wie Ruhephasen, Partnersuche und Nahrungsaufnahme abgelenkt. So können ganze Insektenpopulationen an Erschöpfung sterben, die wieder anderen Tierarten als Nahrungsquelle fehlen. Neben der Lichtmenge und -streuung hat vor allem der UV-Anteil des Lichts Einfluss auf die Anlockung von Insekten. Dementsprechend müssen insektenschonende Beleuchtungen sorgfältig und bedarfsorientiert geplant und eingesetzt werden.

Lichtverschmutzung – Ursachen, Auswirkungen und Maßnahmen

Essgewohnheiten können der Artenvielfalt nützen

Vor allem im konventionell landwirtschaftlichen Bereich sind Pestizide im Einsatz. Diese schaden auch den nützlichen Insekten nicht nur dort, wo sie ausgebracht werden, sondern wesentlich weiträumiger. Wer nützlingsfreundlich einkaufen möchte, greift deshalb besser zu Bio-Qualität. Nur hier wird der Einsatz von zugelassenen chemischen Pflanzenschutzmitteln streng kontrolliert und im besten Fall ganz darauf verzichtet.

Insekten kennen und schätzen lernen

Mauerbiene

Die Stadt Wien bietet bei Veranstaltungen und Exkursionen Informationen zum Schutz von Insekten, wie Wildbienen, Schmetterlingen oder Käfern an, die deren Selbstwert und Nutzen im Ökosystem verständlich machen sollen:

  • Die Natur vor der eigenen Haustüre kann zum Beispiel beim alljährlich stattfindenden Tag der Artenvielfalt erkundet werden: Hierbei werden Fauna und Flora eines eingegrenzten Gebiets gemeinsam mit Expertinnen und Experten erforscht und die entdeckten Arten dokumentiert.
  • Für Kinder bietet EULE – das Umweltbildungsprogramm der Stadt Wien zahlreiche Veranstaltungen zu den Themen Natur und Umwelt.
  • Die Wiener Umweltanwaltschaft (WUA) organisiert im Rahmen des Projekts „Vanessa“ Führungen auf der Schmetterlingswiese im Donaupark.
Weiterführende Informationen

Wildbienen – Vielfalt durch den passenden Lebensraum

Die gar nicht gemeine Wespe – CLUB WIEN

Pflanzentröge zur Begrünung der Stadt – Smart City Wien

Netzwerk Natur – Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm

Wie bewusste Ernährung Insekten schützen kann (rk vom 24. Juli 2019) MA 22: Geschützte Gebiete für bemerkenswerte Insekten in der Millionenstadt (rk vom 17. Juli 2019)

Das Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm nutzt auch den Insekten (rk vom 5. Juli 2019)

Wien soll zirpen und summen – Insektenvielfalt ist Artenvielfalt (rk vom 14. Juni 2019)

MA 22: Gemeinsam gegen das Artensterben – Stadt setzt zahleiche Maßnahmen – Projekt „City Nature“ zur Förderung der Biodiversität(rk vom 21. Februar 2019)