Blättern in der Chronik

Permakultur

Gemüsebau Marie Kermer 18.April 2024 Könnten wir mit Permakultur Österreich ernähren? Angelehnt an Kreisläufe in der Natur, wird mit Permakultur versucht, eine besonders nachhaltige Form von Landwirtschaft zu schaffen. Ob das idealtypische Konzept auch im großen Stil funktioniert, ist noch ungewiss… Er ist locker und krümelig, gibt der Fingerbewegung nach – der gesunde Boden. Mühelos gräbt Bauer Erich Rossmanith eine Hand Erde aus dem Beet. Vorsichtig lässt er sie durch seine Finger rieseln. Wer das schon mal bei einem intensiv bewirtschafteten Acker versucht hat, merkt: Das ist fast schon eine Seltenheit. „Wir verwenden keine schweren Maschinen“, erklärt Rossmanith. Deswegen sei der Boden nicht verdichtet. Rossmanith bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Frau Veronika Rossmanith die Permakultur Gärtnerei Verwurzelt in Gutenstein, Niederösterreich, seit fünf Jahren. Das Paar ist Selbstversorger. Sie leben mit ihren drei Kindern ausschließlich von den Erzeugnissen der 2.000 Quadratmeter großen Anbauflächen. Zusätzlich beliefern sie ab Mai 60 Haushalte mit wöchentlichen Gemüsekisten. Nährstoffrecycling Das Konzept heißt Permakultur und stammt aus den 70er-Jahren. Die Australier Bill Mollison und David Holmgren schufen damit eine Form der Landwirtschaft, die sich an Kreisläufen in der Natur orientiert – daher dauerhaft praktizierbar ist. Dazu gehört auch das Recyceln von Nährstoffen. Beim Ernten werden Pflanzennährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium entnommen. In der Permakultur gelangen diese durch Kompost oder Mulch zurück in den Boden. Dabei verzichten Permakultur-Betreibende auf konventionellen Dünger und Pestizide. Er ist locker und krümelig, gibt der Fingerbewegung nach – der gesunde Boden. Mühelos gräbt Bauer Erich Rossmanith eine Hand Erde aus dem Beet. Vorsichtig lässt er sie durch seine Finger rieseln. Wer das schon mal bei einem intensiv bewirtschafteten Acker versucht hat, merkt: Das ist fast schon eine Seltenheit. „Wir verwenden keine schweren Maschinen“, erklärt Rossmanith. Deswegen sei der Boden nicht verdichtet. Rossmanith bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Frau Veronika Rossmanith die Permakultur Gärtnerei Verwurzelt in Gutenstein, Niederösterreich, seit fünf Jahren. Das Paar ist Selbstversorger. Sie leben mit ihren drei Kindern ausschließlich von den Erzeugnissen der 2.000 Quadratmeter großen Anbauflächen. Zusätzlich beliefern sie ab Mai 60 Haushalte mit wöchentlichen Gemüsekisten. Nährstoffrecycling Das Konzept heißt Permakultur und stammt aus den 70er-Jahren. Die Australier Bill Mollison und David Holmgren schufen damit eine Form der Landwirtschaft, die sich an Kreisläufen in der Natur orientiert – daher dauerhaft praktizierbar ist. Dazu gehört auch das Recyceln von Nährstoffen. Beim Ernten werden Pflanzennährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium entnommen. In der Permakultur gelangen diese durch Kompost oder Mulch zurück in den Boden. Dabei verzichten Permakultur-Betreibende auf konventionellen Dünger und Pestizide. Wichtig sei, die Energie zu behalten, betont Gärtner Rossmanith. Damit meint er: „Jedes Blatt, jeder Regen“ hätten eine Funktion. Er zeigt zu einem kleinen Holzhaus mit blauen Fensterrahmen – dem Familienhaus. In einer Zisterne sammeln sie Regenwasser zum Gießen. Fallende Blätter nutzt er, um seine Beete mit Nährstoffen zu versorgen. Sein Feld bepflanzt Rossmanith nach dem Waldgartenprinzip. Wie im Urwald gibt es hier mehrere Vegetationsschichten, die miteinander interagieren. Junge Obstbäume spenden Schatten für das naheliegende Gemüse. Auch landen Vögel gerne darauf. Diese wiederum fressen Schädlinge. Unter den Obstbäumen ranken Ribisel – „die Strauchschicht“, wie Rossmanith sie nennt. Am Boden wachsen Schnittlauch und Petersilie. Insgesamt baut er rund 40 Gemüsearten auf diesem Beet an, schätzt Rossmanith. Das Ziel sei „so viel Vielfalt wie möglich“. Sie fördert das Bodenleben und damit die Bodengesundheit. Höherer Humusgehalt Das Nachbarbeet ist ebenfalls wild bewachsen. Was auf den ersten Blick chaotisch wirkt, hat einen agrarbiologischen Sinn: Die Pflanzen schützen den Boden. Liegt er brach, kann die obere Bodenschicht – Humus genannt – von Starkregen abgetragen werden. Auch ist unbedeckter Boden anfälliger für das Austrocknen durch Hitze. Damit sind Permakulturböden besser gewappnet gegen die Folgen des Klimawandels. Überdies speichern sie eine Menge Kohlenstoffdioxid. Der Grund: Das schonende Bewirtschaften fördere den Humusgehalt des Bodens, erklärt Sophie Zechmeister-Boltenstern, Bodenforscherin der Wiener Universität für Bodenkultur. Dieser entstehe zu großen Teilen aus abgestorbenem Pflanzenmaterial. Zuvor binden die Pflanzen Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre. „Das heißt, Permakultur ist klimafreundlich und fördert auch die Anpassung an den Klimawandel“, schlussfolgert Zechmeister-Boltenstern. Rossmanith betritt eines seiner drei Gewächshäuser – darin ist es fast zehn Grad wärmer als draußen. In der warmen Luft gedeihen Fenchelsetzlinge und Kohlrabi. Rund 10.000 Jungpflanzen zieht er jedes Jahr aus einem Samen groß. Vor den Gewächshäusern sind drei Beete terrassenförmig am Hang angeordnet. Hier haben die Pflanzen besonders viel Sonnenlicht. Zudem speichern umliegende Steine Wärme und erzeugen ein „Kleinklima“. Im Frühsommer möchte Rossmanith dort Paprika pflanzen. Ein kleiner Junge läuft vorbei – in der Hand trägt er voller Stolz ein Löwenzahnblatt. „Sie wachsen mit der Natur auf“, sagt Rossmanith zufrieden. Für ihn hat Permakultur auch eine soziale Komponente. Ab dem Frühjahr kommen donnerstags Nachbarinnen und Nachbarn für die wöchentliche Ernte vorbei. Die Gemeinschaft sei für ihn besonders wichtig, erzählt Rossmanith, einander helfen und Dankbarkeit für die Ernte aussprechen. Es klingt, als sei die Permakultur ein landwirtschaftliches Ideal. Aber klappt das, was bei den Rossmaniths auf 0,2 Hektar funktioniert, auch für große Landwirtschaftsbetriebe oder vielleicht sogar für die gesamte österreichische Landwirtschaft? Mehr Arbeitskräfte notwendig Nein, sagt Hannes Royer, Vorstandsmitglied von Land schafft Leben, einem zu großen Teilen von der Lebensmittelbranche finanzierten Verein. „Die gesamte österreichische Landwirtschaft als Permakultur zu betreiben wäre aus verschiedenen Gründen nicht sinnvoll.“ Die Erträge seien bei der konventionellen Landwirtschaft schlichtweg pro Hektar höher. Folglich reiche die Permakultur nicht, um genügend Lebensmittel für ganz Österreich herzustellen. Ein weiterer Kritikpunkt laut Land schafft Leben: Arbeitskräfte für die Landwirtschaft sind ohnehin schwer zu bekommen. Permakultur setzt aber kleinteilige Arbeit voraus. „Der Arbeitsmarkt würde eine Ausweitung von Permakultur auf ganz Österreich erschweren“, schlussfolgert Royer. Er befürchtet, Lebensmittel könnten dadurch teurer werden. Er glaubt aber, Teilaspekte der Permakultur auf konventionelle Landwirtschaft zu übertragen sei sinnvoll. Fragt man Rossmanith, ob Permakultur in großem Maßstab möglich ist, lautet die Antwort naturgemäß anders: „Auf jeden Fall.“ Permakultur sei eine Gestaltungsmethode, die sich auf kleine Balkongärten bis hin zu ganzen Landschaften, Dörfern und Stadtteilen umsetzten ließe. Für ihn bedeutet das: vor Ort Kreisläufe zu schaffen und diese zu schließen. Dazu gehöre auch, Erde als bleibende Ressource zu nutzen, aber nicht zu schädigen. Ebenso sei es wichtig, Wasser und Holz

zum Originalbeitrag

Die Links zu weiterführenden Beiträgen und Bilder stehen nur im Originalbeitrag zur Verfügung