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Dies & Das: Größtes Ölfeld der Erde bringt Okavangodelta in Botswana in Bedrängnis

Namibia Johannes Dieterich 19. Jänner 2021 Größtes Ölfeld der Erde bringt Okavangodelta in Botswana in Bedrängnis Mit dem entdeckten Erdöl ließe sich der Bedarf der USA 16 Jahre lang decken. Umweltschützer schlagen Alarm Am besten ist man in einem ausgehöhlten Baumstamm, einem „Mokoro“, unterwegs, der mit dem langen Stab des am Bootsende stehenden „Pooler“ durch das Gewirr der unzähligen kleinen Flussärmchen gestochert wird. Zu hören ist das sanfte Plätschern des Mokoro, das Gezwitscher der Vögel und der durchdringende Schrei eines in den Lüften kreisenden Fischadlers. Im Wasser sind Krokodilbabys in Eidechsengröße zu sehen. Und ab und zu taucht am Ufer eine Antilope auf, um ihren Durst zu stillen. In der Ferne sind gelegentlich auch Elefantenfamilien auszumachen – oder riesige Büffelherden, die bis zu 500 Exemplare zählen können. Das Okavangodelta im Nordosten des südafrikanischen Staats Botswana ist eines der schönsten Naturreservate dieser Welt. Vor sechs Jahren wurde es von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt. Womöglich wird das Millionen Jahre alte Paradies auch nicht mehr viel älter: Die jüngsten Aktivitäten der kanadischen Erdölfirma Recon Africa könnten den Garten Eden ruinieren. Das Unternehmen hat sich bei der botswanischen und der namibischen Regierung ein insgesamt fast 35.000 Quadratkilometer großes Explorationsgebiet gesichert. Dort sollen gerade die ersten Probebohrungen stattfinden. Bei dem Erdölfeld handelt es sich womöglich um eines der größten der Welt. Bewahrheiten sich die Schätzungen der Recon-Africa-Geologen, schlummern in dem bis zu 10.000 Meter tiefen Kavangobecken weit über 100 Milliarden Barrel Erdöl – mehr als im bisher größten bekannten Ölfeld, dem saudi-arabischen Ghawar Field (rund 100 Milliarden). Fachleute sprechen von der „größten Entdeckung des Jahrzehnts“: Mit dem hier entdeckten Erdöl ließe sich der Bedarf der USA 16 Jahre lang decken, heißt es beim Branchendienst oilprice.com. Gutachten mangelhaft Er habe es nicht glauben wollen, sagt der namibische Jurist und Ökologe Willem Odendaal: Dass Firmen und Regierungen in heutiger Zeit noch Naturparadiese zu gefährden bereit seien, um an den ohnehin kompromittierten Rohstoff zu gelangen, sei „schwindelerregend“. Gegenüber dem US-Magazin „National Geographic“ verwies Firmensprecherin Claire Preece auf eine von Recon Africa in Auftrag gegebene Studie, die dem Projekt Umweltverträglichkeit attestiert habe. Allerdings bezeichneten drei von „National Geographic“ hinzugezogene Gutachter die Studie als „in mehrfacher Hinsicht mangelhaft“. Das Okavango-Delta verdankt sich einem einzigartigen Phänomen. Durch Bewegungen der Erdkruste war vor Millionen Jahren im Norden Botswanas eine Senke entstanden, in der sich der aus Angola kommende Kavango-Fluss aufstaute und seither in dem „Binnendelta“ sein gesamtes Wasser, immerhin siebeneinhalb Billionen Liter im Jahr, verliert. Recon Africa betont, dass ihre Exploration an das Okavangodelta lediglich angrenzt: „Wir werden sicherstellen, dass von den Erdölquellen keine Umweltbelastung ausgeht“, verspricht Sprecherin Preece. Unterirdische Wasserflüsse Kenner und Kennerinnen der Region sind davon nicht beruhigt. Sie verweisen auf die unterirdischen Wasserflüsse, die das Naturparadies mit den geplanten Erdölfeldern verbinden. Ein Unfall oder auch lediglich die alltäglichen Verschmutzungen, wie sie aus Nigeria und dem Südsudan bekannt sind, könnten unüberschaubare Folgen haben, heißt es. Vor allem, wenn es stimmt, dass bei der Erdölgewinnung auch das umstrittene Fracking eingesetzt wird. Bei dieser Methode – Wasser mit hohem Druck in die Erde zu pumpen, um so noch mehr Erdöl herauspressen zu können – werden riesige Mengen Wasser verbraucht, außerdem bleiben beim Fracking eingesetzte Chemikalien zurück. Recon Africa muss das benötigte Wasser dem Ökosystem entnehmen. Wie sich das auf das Okavangodelta auswirken wird, ist unbekannt. Regierung: Kein Fracking Namibias Regierung versichert, zum Fracking keine Genehmigung erteilt zu haben. Dagegen heißt es in der Präsentation der kanadischen Firma für eine vor zwei Jahren veranstaltete Investorenkonferenz: Zumindest in einigen der insgesamt hundert geplanten Ölquellen würden auch „Modern Frac Simulations“, also Fracking, ausgeführt. (Johannes Dieterich, 19.1.2021) Zu diesem Thema: Zu diesem Thema: https://de.wikipedia.org/wiki/Okavango Zu diesem Thema: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/namibia-botswana-oelbohrungen-101.html Zu diesem Thema: https://www.riffreporter.de/afrikareporter/okavango-delta-durch-oel-und-gas-foerderung-in-gefahr/ Zu diesem Thema: https://netzfrauen.org/2020/12/06/okavango/ Zu diesem Thema: https://afrika.info/newsroom/afrika-feuchtgebiete-in-gefahr/ Zu diesem Thema: https://www.regenwald.org/petitionen/1231/kein-oel-aus-afrikas-schatzkammer

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