- Zeugnis in Vorarlberg: Noten wie gewünscht, Protest per Post
- Geballte Kritik
- Neuer Unmut
Zeugnis in Vorarlberg: Noten wie gewünscht, Protest per Post
Bregenz/Wien – Am Freitag hielten dann doch alle ein individuelles Zeugnis in der Hand. Es gab Einser, Zweier, vielleicht auch den einen oder anderen Dreier. Die dienstrechtlichen Konsequenzen, die man den rebellischen Lehrkräften an der Vorarlberger Volksschule Lustenau-Kirchdorf in Aussicht gestellt hatte, zeigten offenbar ihre Wirkung. Jetzt sollen die ungeliebten Schulnachrichten samt Protestschreiben postalisch an den Bildungsminister übermittelt werden. So machen es auch die Kollegen aus Frastanz, denen die Bewertung via Ziffernnoten ebenfalls missfällt.
Geballte Kritik
Hintergrund der Kontroverse: Weil sie die verpflichtende Notengebung, die von ÖVP und FPÖ bereits für Zweitklässler eingeführt wurde, mit ihrer Art des reformpädagogischen Unterrichts als inkompatibel erachten, setzten die Lustenauer Pädagogen auf Protest. Sie kündigten an, in den Schulnachrichten anlässlich der im Westen gerade beginnenden Semesterferien die Einheitsnote Gut an alle Schülerinnen und Schüler zu vergeben. Die zuständige Bildungsdirektion stellte daraufhin eine externe Überprüfung in Aussicht – etwaige Ungereimtheiten bei der Beurteilung würden in der Folge als Dienstrechtsverletzung gewertet. Gleichzeitig signalisierte die Behörde inhaltlich Verständnis für den Unmut der Lehrkräfte. Auch der christlich-soziale Pflichtschulgewerkschafter Paul Kimberger wünscht sich eine Korrektur. Elterninitiativen in Wien haben angekündigt, die Debatte mit weiteren Protestaktionen am Laufen zu halten.
Während jetzt der grüne Koalitionspartner hofft, dass die Notenfrage, bei der man sich während der Koalitionsverhandlungen nicht durchsetzen konnte, auf diese Weise eine zweite Chance bekommt, zeigt sich der Bildungsminister bis dato unbeeindruckt.
Ob nur Vorarlberger unzufrieden sind? Eine Umfrage unter Schulleitungen ist seit 2017 im Gang, bisher ohne Ergebnis. Immerhin: Im Vorjahr erklärte das Ministerium, dass 2017 ganze 60 Prozent der Volksschulen Klassen ohne Noten führten – am häufigsten in der ersten Schulstufe.
Neuer Unmut
Stichwort neu entwickelte Kompetenzraster: Dass die Notengebung ausgerechnet mit diesen in Leistungsniveaus gegliederten Beurteilungsbögen für Lehrkräfte besser nachvollziehbar werden soll, sorgt bei Gewerkschafter Kimberger für Kopfschütteln. „Die Richtung wurde falsch gewählt“, findet er. Statt auf die Expertise der Lehrkräfte zu hören und zunächst die Lehrpläne zu überarbeiten, gäbe es jetzt „tonnenweise Bögen“, die nach der Lehrplanreform erst recht wieder adaptiert werden müssen. (Karin Riss, 7.2.2020)
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