Der Zwang von Stefan Zweig
Der Maler Ferdinand stammt aus dem österreichischen Adel, wohnt aber mit seiner Frau am Zürichsee in der neutralen Schweiz. Trotzdem erreicht ihn dort ein Stellungsbefehl. Die Österreicher führen Krieg gegen Frankreich. Ferdinand schwankt zwischen Pflichtgefühl und Angst …
Vor Monaten ist Ferdinand mit seiner Frau aus Österreich in die Schweiz geflohen und hat sich mit ihr in einem kleinen Häuschen oberhalb des Zürichsees niedergelassen, um zu malen. Er fürchtet sich vor dem Krieg, in den sein Heimatland verwickelt ist, und portraitiert sich angstvoll selbst „im Halbschatten mit Militärkragen“. Als ihn auch in der Fremde der Stellungsbefehl erreicht, gerät er in einen inneren Konflikt, der ihn schier zerreißt. Er habe „kein Vaterland jenseits der Menschheit“ erklärt er seiner Frau Paula. Trotzdem fühlt er sich innerlich irgendwie dazu verpflichtet, ins Militär einzurücken, selbst wenn er sicher ist, dass der Krieg „Mord und Sklaverei“ bedeutet. Erst als Ferdinand an der Staatsgrenze zu seinem Heimatland verwundete französische Soldaten sieht, kann er sich wirklich entscheiden … .
Stefan Zweig hat die Novelle „Der Zwang“ im Sommer 1918 geschrieben. Da war der Erste Weltkrieg zwar noch nicht zu Ende, die Situation hatte sich aber für das Kaiserreich Österreich-Ungarn schon dramatisch zugespitzt.