Dies & Das: Welcher Politik-Typ bin ich?

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Sozialforschung

Thomas Seifert

15.09.2020

Welcher Politik-Typ bin ich?

Sozialwissenschaftler von Sora haben für die „Wiener Zeitung“ einen Polit-Kompass entwickelt.

© Irma Tulek

Das Sora Institute for Social Research and Consulting hat für die „Wiener Zeitung“ einen Politik-Kompass entwickelt, der den seit vielen Jahren bewährten Wahlhelfer ergänzt. Während es beim Wahlhelfer darum geht, abzutesten, inwieweit die eigenen politischen Positionen von den zur Wahl stehenden Parteien jeweils geteilt werden, wird im Politik-Kompass ein anderer Ansatz gewählt.

Sozialwissenschafter Günther Ogris, der gemeinsam mit Christoph Hofinger und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Sora regelmäßig Hochrechnungen und Wählerstromanalysen für den ORF erstellt, erklärt den „Wiener Zeitung“-Politik-Kompass folgendermaßen: „Wir fokussieren auf vier Dimensionen, bei denen die gesellschaftlichen Konfliktlinien sehr deutlich zutage treten und die politische Entscheidungen ganz stark beeinflussen“.

Globalisierungskritische Stadtmenschen wollen Sicherheit.

Vier Meinungsdimensionen

Der Stadt-Land-Konflikt: Die Einstellungen von Bürgerinnen und Bürgern, die in Städten leben, unterscheiden sich immer deutlicher von den Einstellungen jener, die eher in ländlichen Regionen Leben. Während viele ländliche Regionen ein Abwanderungsproblem haben, sind die urbanen Regionen von Zuwanderung geprägt. Nicht zuletzt bedeutet eine Übersiedlung in die Stadt für Frauen in vielen Fällen ein größeres Job-Angebot und eine breitere Palette von Lebenschancen. Die Tatsache, dass die Bildungsangebote in den Städten viel breiter sind, ist ein weiterer Faktor.

Ein zweiter Faktor der gesellschaftlichen Differenzierung: Bestimmte Bevölkerungsgruppen haben eine sehr positive Einstellung zu Tradition, Disziplin, Autorität und Ordnung, andere Bevölkerungsgruppen präferieren ein liberales Klima. Diese Gruppen plädieren für größere individuelle Freiheit und bessere Entfaltungsmöglichkeiten.

Urban, weltoffen, zuversichtlich und aufgeschlossen.
© Illustrationen: WZ/Irma Tulek

Ein weiterer Konflikt ist die Einstellung zur Globalisierung. In diesem Themenkomplex geht es um Fragen der Migration, das eigene Reiseverhalten, Produkte, die man einkauft. Bei dieser Fragestellung geht es auch um die Einstellung zu offenen Grenzen und Zuwanderung. Während eine Gruppe von offenen Grenzen, Reisemöglichkeiten und günstigen Importwaren profitiert, sind andere Gruppen verstärkt dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt und sehen den globalen Wettbewerb als Bedrohung.

Konservative Individualisten: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“

Auch bei der Einstellung zum Sozialstaat divergieren die Meinungen: Eine Gruppe hat Interesse an einem starken, handlungsfähigen Staat, der auch Leben-Risiken ausgleicht und die Unterschiede zwischen Reich und Arm bis zu einem gewissen Grad ausgleicht. Am anderen Ende des Meinungsspektrums stehen jene, die der Meinung sind, dass der Einzelne seine Probleme möglichst selbst lösen sollte, und die Sorge vor einem überbordenden Staat haben.

Vier Persona-Typen

Das Sora-Modell, das im Polit-Kompass der „Wiener Zeitung“ angewandt wird, berechnet aus den Antworten eine Zuordnung zu vier unterschiedlichen Persona-Typen:

Traditionell, ländlich, sozial: Dieser Typ lebt gerne auf dem Land, Zusammenhelfen und Miteinander vor Ort und in der Familie sind wichtige Werte.

Konservative Individualisten: „Jeder ist seines Glückes Schmied“, könnte das Motto dieses Milieus lauten. Umverteilung und Sozialstaat sind für sie Reizworte. Traditionelle Hierarchien sollen nicht durch staatliche Eingriffe untergraben werden.

Urban, weltoffen: Aufgeschlossen, urban und zuversichtlich – diese Eigenschaften charakterisieren dieses Milieu.

Globalisierungskritische Städter: Die Sehnsucht nach Sicherheit in einer unsicheren Welt kennzeichnet dieses Milieu.

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