Dies & Das: Höhentief

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Ein Höhentief bestimmt unser Wetter. Was ist das überhaupt – und weshalb beschert es uns so viel Regen?

Die heikle Wetterlage bringt Sturmböen, Hagelschlag und Sturzregen. Hochwasser ist zu erwarten. Wie ein Höhentief entsteht und was es so tückisch macht – die wichtigsten Antworten.

Schon seit Wochen toben immer wieder Gewitter in der Schweiz und in Deutschland. In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind dadurch seit Dienstag mindestens 42 Personen ums Leben gekommen, etwa 70 Personen werden vermisst. In der Schweiz legen Sturmschäden und Regenmassen den Verkehr lahm, Gewässer treten über die Ufer. Die Böden sind inzwischen völlig durchnässt.

Der Grund ist laut Fachleuten ein sogenanntes Höhentief. Es bringt örtlich wiederholt Schauer und Gewitter mit sehr starken und anhaltenden Regenfällen. In manchen Gegenden Mitteleuropas muss darum im Laufe der Woche erneut mit unwetterartigen Verhältnissen gerechnet werden, nicht nur in der Schweiz und Deutschland. Vielerorts ist Hochwasser vorhergesagt. Im Gebirge, wo es auch zu Stauniederschlägen kommen kann, muss man sich auf Murgänge gefasst machen.

Was ist ein Höhentief überhaupt?

Tiefdruckgebiete sind uns vom Wetterbericht vertraut: Es handelt sich um Areale, in denen – wie der Name schon sagt – der Luftdruck verhältnismässig niedrig ist. Gemeint ist in der Regel der Luftdruck am Boden. Aber Meteorologen messen den Luftdruck auch weiter oben. Als Höhentief bezeichnen sie ein Gebiet, in dem der Luftdruck in einer Schicht oberhalb von 5000 Metern tiefere Werte annimmt als in der Umgebung.

Höhentiefs haben die besondere Eigenschaft, dass auch die Temperatur der betreffenden höheren Luftschicht relativ niedrig ist. Gerade die Kälte der Höhenluft ist es, welche die Unwettergefahr steigert.

Warum bringt ein Höhentief im Sommer so viel Regen?

Wo sich ein Höhentief befindet, ist die Atmosphäre nicht besonders stabil. Das liegt eben an ihrer Vertikalstruktur: In dem Gebiet eines Höhentiefs nimmt die Temperatur stark mit der Höhe ab. Steigt dann die Luft an irgendeiner Stelle auf – sei es durch eine starke Erwärmung wegen Sonneneinstrahlung oder durch einen Berg, der einer Luftströmung im Weg steht –, wird dem kaum etwas entgegengesetzt. Das aufsteigende Luftpaket kühlt sich zwar ab, bleibt dabei aber oft wärmer als die umgebende Luft, so dass der Auftrieb anhält.

Durch die Abkühlung beim Aufsteigen kondensiert der Wasserdampf in der Luft irgendwann zu Wolkentröpfchen. Dabei wird Kondensationswärme frei. Das fördert das Aufsteigen der Luft zusätzlich. So kommt es gerade im Sommer im Gebiet eines Höhentiefs wegen der «labilen Schichtung» der Atmosphäre leicht zu Schauern und Gewittern.

Wie entstehen Höhentiefs?

In den mittleren Breiten wandern die Tiefs meistens von Westen nach Osten rund um den Globus. Dabei folgen sie mehr oder weniger einer kurvenreichen Bahn, eines hinter dem anderen. Manchmal aber schert ein Tief aus der Bahn Richtung Äquator aus. Meteorologen sprechen in dem Fall vom «Abtropfen». So ein Tief entwickelt sich dann oft zum Höhentief – und kann zum Beispiel Richtung Alpen ziehen, wie das auch jetzt zu beobachten ist. Kommt das System zum Stillstand, was wegen der Abkopplung von den anderen Tiefs oft passiert, können in der betroffenen Region tagelange Unwetter die Folge sein.

Warum sind die lokalen Vorhersagen der Regenfälle jetzt so unsicher?

Wetterprognosen sind im Laufe der Jahrzehnte zwar immer genauer geworden. Aber Schauer und Gewitter zählen weiterhin zu den am schwersten vorherzusagenden Phänomenen der Atmosphäre. Das liegt an den starken sich selbst verstärkenden Prozessen, die für Gewitter so typisch sind: Das kleinräumige Aufsteigen und Absinken von Luftmassen, verknüpft mit Kondensation und Niederschlagsbildung, kann mit Computermodellen zur Wettervorhersage bis heute nur mit begrenzter Verlässlichkeit vorausberechnet werden. Da Höhentiefs von einer so starken Aktivität von Schauern und Gewittern begleitet werden, ändert sich die Regenvorhersage bei solchen Wetterlagen zuweilen im Stundentakt. Entsprechend aufmerksam und häufig sollten in diesen Tagen die Wetterberichte verfolgt werden.