Dies & Das: Grobe Daten, fehlende Zahlen

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Punkt eins

24.September 2021

Grobe Daten, fehlende Zahlen

Die blinden Flecken der Pandemiebekämpfung.
Gast: Erich Neuwirth, A. Prof. i.R. Dr. Erich Neuwirth, Professor für Statistik und Computerwissenschaften an der Universität Wien.
Moderation: Marlene Nowotny.

Punkt 1-Audio: Dauer 55:00 Minuten(Start: Klick auf die Note)

Am 16. März 2020 begann in Österreich der erste harte Lockdown – das Leben wurde heruntergefahren, der Handel weitgehend geschlossen, der Schulunterricht nachhause verlagert. Grundlage dafür waren die steigenden Infektionszahlen und die Anzahl der Covid-19-Erkrankten, die im Spital behandelt werden mussten, allen voran auf der Intensivstation.

Schon damals kritisierten Expertinnen und Experten aus Epidemiologie, Statistik und Gesundheitsökonomie die schlechte Datenlage: Um die richtigen Maßnahmen zu setzen bzw. den Erfolg der Epidemiebekämpfung bewerten zu können, brauche es mehr und genauere Daten.

Mehr als eineinhalb Jahr später hat sich an der schlechten Datenlage wenig geändert. Das bemängeln nicht nur Forschende, auch der Rechnungshof stimmte vor einigen Tagen in den Chor der Kritiker:innen ein. Wie hoch sind die Ansteckungszahlen, welche gesellschaftlichen Gruppen sind besonders betroffen, wie viele freie Spitalsbetten gibt es, wer liegt auf der Intensivstation? Wer genau Antworten auf diese Fragen möchte, stößt in Österreich immer wieder an Grenzen. Der Rechnungshof kritisiert in seinem Rohbericht zur Datenpolitik der Bundesregierung während der Pandemie etwa, dass das Epidemiologische Meldesystem nach wie vor nicht mit den Krankenanstalten verbunden ist.

Erich Neuwirth, emeritierter Professor für Statistik und Informatik an der Universität Wien, wertet seit Beginn der Pandemie die verfügbaren Daten zu Covid-19 aus und stellt die Auswertungen auf seiner Webseite der Öffentlichkeit zur Verfügung. Der Statistiker macht seit Monaten auf die fehlenden Daten aufmerksam: Es brauche eine zentrale Erfassung der Daten – mit den derzeit vorhandene Daten könne man nicht herausfinden, wie viele Patientinnen und Patienten mit Covid-19 überhaupt in Spitäler eingeliefert worden sind, es fehlten die genauen Zahlen zu Zu- und Abgängen, gegliedert nach „geimpft“ und „ungeimpft“. Gleiches gelte für den Impfstatus der PCR-Getesteten und die Verknüpfung von Spitals-, Impf- und Infektionszahlen.

Daraus ableiten könnte man beispielsweise genauere Aussagen über die Wirksamkeit der Impfung, also zeigen, dass Geimpfte etwa kürzer im Spital bleiben müssen, weniger schwer erkranken, sich viel seltener infizieren. Wie also würde die ideale Covid-19-Datenlage für Forschende und Politik aussehen? Wie kann man die Datenlage konkret verbessern? Und welche Rolle spielen Datenschutzproblematiken in diesem Zusammenhang? Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit dem Statistiker Erich Neuwirth.

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Weitere Informationen auf der Webseite von Erich Neuwirth

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