Dies & Das: Biologische Vielfalt – Biodiversität III

Österreich

Biodiversität: Alarmstufe Rot in Österreich und weltweit

Biologische Vielfalt: Weltweit in Gefahr!

Trotz des Wissens um die Ursachen des Biodiversitätsverlustes – Lebensraumfragmentierung, Flächenversiegelung, Intensivierung der Landwirtschaft, Schadstoffzunahme, Klimawandel, invasive Arten etc. – und ungeachtet zahlreicher Initiativen ist die biologische Vielfalt weiterhin im Rückgang begriffen. Weltweit sterben täglich rund 150 Arten aus, zudem hat sich in den letzten 150 Jahren der Verlust an biologischer Vielfalt besorgniserregend beschleunigt. ExpertInnen schätzen, dass die Geschwindigkeit des Artensterbens durch die menschliche Einflussnahme gegenüber dem natürlich bedingten Aussterbeprozess um das 100- bis 1000fache beschleunigt wurde.

Die Weltnaturschutzunion IUCN (Link öffnet im neuen Fenster) listet heute ca. 17.000 Arten, die weltweit vom Aussterben bedroht sind. Fest steht dabei weiters, dass nicht nur Arten vom Verlust betroffen sind, sondern auch ganze Ökosysteme empfindlich auf Eingriffe, wie etwa auf Verschmutzungen, reagieren.


  • Die EU hat bereits jetzt mehr als die Hälfte ihrer Feuchtgebiete verloren, die einst einen großen Reichtum an biologischer Vielfalt und Artenreichtum darstellten.

  • Der Waldbestand der Erde beheimatet etwa die Hälfte der gesamten biologischen Vielfalt. Jährlich verschwinden jedoch 0,8 % der Wälder, in den Tropen beträgt der jährliche Verlust gar 4 %.

  • Der Rückgang der biologischen Vielfalt ist demgemäß dramatisch und betrifft auch uns Menschen direkt, da menschliches Leben in hohem Maße von natürlichen Ressourcen und auch deren Nutzung abhängig ist.
Nationalpark Gesäuse © Andreas Hollinger

Düsteres Bild auch für Österreichs Natur

Österreich ist durch das Zusammentreffen unterschiedlicher Ökosysteme auf engstem Raum ein Hotspot der biologischen Vielfalt. Doch dass auch unser Land hinsichtlich des Artenverlustes keine Insel der Seligen ist, beweist allein schon die Statistik (2008):


  • 2.950 Farn- und Blütenpflanzen finden in der Alpenrepublik ihre Heimat, allerdings stehen

  • 1.187 davon auf der Roten Liste.

  • Von insgesamt 45.870 Tierarten wurden bisher

  • 10.882 Arten beurteilt und

  • 2.804 davon der Roten Liste zugeordnet.

Auch im aktuellen Artikel 17-Bericht(Link öffnet im neuen Fenster) wird für die Arten von europäischem Interesse in Österreich ein düsteres Bild gezeichnet:

Erhaltungszustands nach Artengruppen

Insgesamt befinden sich


  • 16 % der Arten in einem günstigen,

  • 47 % in einem unzureichenden und

  • 35 % in einem schlechten Zustand.

Eine Auswertung des Erhaltungszustands nach Artengruppen zeigt, dass die Gruppe der Säugetiere (ohne Fledermäuse) zwar verhältnismäßig gut eingestuft wurde; insbesondere jedoch das Ziesel (Spermophilus citellus) musste durch den massiven Rückgang seines Lebensraums, den Brachflächen, herbe Verluste einstecken. 
Positiv entwickelte sich zum Beispiel der Erhaltungszustand des Fischotters (Lutra lutra), dessen Verbreitungssituation sich im letzten Jahrzehnt maßgeblich verbesserte. 
Mäßige bis schlechte Erhaltungszustände zeigen Käfer, Fische und Reptilien in beiden biogeografischen Regionen Österreichs. Der Erhaltungszustand etwa des Juchtenkäfers(Osmoderma eremita) – ein Baumhöhlenbewohner – wird 2013 erneut wie im Jahr 2007 mit „schlecht“ bewertet. Als Gefährdungsursache ist vor allem der Lebensstättenverlust aufgrund der sinkenden Anzahl an verfügbaren Höhlenbäumen zu nennen. 
Ebenfalls in schlechtem Zustand befinden sich beispielsweise die Europäische Hornotter (Vipera ammodytes) und der Kleine Maivogel (Hypodryas maturna). Auch einigen Pflanzenarten geht es schlecht, bspw. der Sommer-Wendelähre (Spirantes aestivalis), die starke Rückgänge verzeichnen musste.

Erhaltungszustand nach Biotopen

Ähnlich erschreckend wie bei den Arten ist die Lage hinsichtlich der Biotope. Laut aktuellem Artikel 17-Bericht (2013) wird nur bei


  • 14 % aller bewerteten Lebensraumtypen der günstige Erhaltungszustand erreicht,

  • 41 % zeigen einen unzureichenden und

  • 38 % einen schlechten Erhaltungszustand.

Verglichen mit dem Bericht aus dem Jahr 2007 gab es bei den Lebensraumtypen sechs tatsächliche Verschlechterungen und keine einzige echte Verbesserung.

Erschreckende Trends

Äußerst besorgniserregend ist, dass die prognostizierten Entwicklungstrends der Erhaltungszustände der Schutzgüter in ungünstigem Zustand auf keine baldige positive Veränderung hindeuten: Die Entwicklungstendenz vieler Lebensräume ist gleichbleibend und nur wenige Erhaltungszustände verbessern sich. Der Großteil der Arten mit ungünstigem Erhaltungszustand ist sogar in Verschlechterung begriffen. Der aktuelle österreichische Bericht gemäß Artikel 17 zeigt somit deutlich, dass der allgemeine Handlungsbedarf groß ist, um Österreichs wertvolle Biodiversität erhalten zu können.

Mit dem europaweiten Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 
(Link öffnet im neuen Fenster) steht ein Instrument zur Verfügung, das den Verlust der biologischen Vielfalt in unserem Land und über die Landesgrenzen hinaus durch zielgerichtete Managementmaßnahmen eindämmen kann. Um die sachgerechte Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen – insbesondere von Natura 2000 in den nächsten Jahren zu gewährleisten, ist eine konstruktive Zusammenarbeit der verschiedenen im Naturschutz tätigen Institutionen und Organisationen extrem wichtig, und zwar auf Landes- und Bundesebene sowie die Sicherstellung der Finanzierung der notwendigen Maßnahmen. Der Umweltdachverband setzt sich aktiv für eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit sowie eine fachgerechte Umsetzung des Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerks in Österreich ein, um den Erhalt der wertvollen Arten und Lebensräume von europäischem Interesse sicherzustellen.

Biodiversität in Österreich: Status Quo


  • 90 % der Grünlandbiotoptypen,

  • 83 % der Moorbiotoptypen,

  • 57 % der Waldbiotoptypen

sind in Österreich gefährdet.
In eine Gefährdungsstufe fallen ca.


  • 40 % der heimischen Farn- und Blütenpflanzen. Davon sind

  • ca. 1 % bereits ausgerottet, ausgestorben oder verschollen.

  • 37 % der Säugetiere,

  • 36 % der Vögel,

  • 64 % der Kriechtiere und

  • je 60 % der Lurche und Fische

sind laut der Roten Listen für ausgewählte Tiergruppen einer Gefährdungskategorie zugeordnet.

Von den Lebensraumtypen in der alpinen Region zeigen


  • nur 23 % einen günstigen,

  • aber dafür 41 % einen unzureichenden und

  • 29 % einen schlechten Erhaltungszustand.

Besonders ungünstig fällt die Analyse der Lebensraumtypen in den außeralpinen Gebieten in der kontinentalen Region aus:


  • 41 % präsentieren sich hier in unzureichendem,

  • knapp die Hälfte in schlechtem Zustand.

  • Nur 4 % befinden sich in einem günstigen Erhaltungszustand.

Datenquellen:


  • Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (2013) Zustand und Bedeutung der biologischen Vielfalt in Österreich. Wien, November 2013

  • Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (2014): Biodiversitätsstrategie Österreich 2020+. Wien, Dezember 2014

  • Umweltbundesamt (2013): Österreichischer Bericht gemäß Artikel 17 FFH-Richtlinie. Berichtszeitraum 2007-2012. Wien, Dezember 2013

Umweltdachverband, Strozzigasse 10/7-8, 1080 Wien
Tel.: 0043/1/401 13, Fax: 0043/1/401 13 – 50

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