Dies & Das: Das spektakuläre Liebesspiel der Glühwürmchen-Biodiversität VI

Leuchten, um dann zu sterben

In lauen Sommernächten im Juni kann – wer Glück hat – ein mysteriöses Naturschauspiel beobachten: den Tanz der Glühwürmchen. Tagsüber führen sie ein recht unspektakuläres Leben. Doch kaum bricht die Nacht herein, überkommt sie die Leidenschaft, und alles dreht sich nur noch um das Eine.

Glühwürmchen sind keine Würmchen, sondern Käfer und werden deshalb auch Leuchtkäfer genannt. Das Würmchen im Name geht auf das Aussehen der Weibchen des Grossen Leuchtkäfers zurück. Der Grosse Leuchtkäfer ist in der Schweiz die häufigste Glühwürmchen-Art. Zwischen Juni und Juli kann man sein leuchtendes Paarungsritual vor allem an Waldrändern, in Wiesen, Gärten oder Parks beobachten. Es ist schön anzusehen – hinter diesem Paarungstanz steckt jedoch auch eine gewisse romantische Tragik.

Grüne Liebeslichter

Beim Einbruch der Dunkelheit klettern die Weibchen an Grashalmen empor und senden von dort mit ihrem leuchtenden Hinterteil Signale an die Männchen aus. Die Partnersuche ist ein Wettlauf mit der Zeit, denn die Lebensenergie der ausgewachsenen Tiere ist begrenzt. Nach ihrer Verwandlung von der Larve zum Käfer bleiben erwachsene Glühwürmchen nur noch knappe drei Wochen am Leben. Während dieser Zeit nehmen sie keine Nahrung mehr auf und leben sozusagen ausschliesslich von Luft und Liebe.

Im Gegensatz zu den Weibchen sind die Männchen des Grossen Leuchtkäfers fliegend unterwegs. Vom weiblichen Leuchten wie magisch angezogen, lassen sie sich aus rund zwei Metern Höhe auf die Auserwählte fallen. Wer am hellsten leuchtet, lockt am erfolgreichsten ein Männchen an.

Besser als jede Glühbirne

Ein Glühwürmchen ist der effizienteste Lichtkörper überhaupt. Es bringt eine Lichtleistung von fast 100 Prozent zustande. Sein Licht entsteht durch eine chemische Reaktion, bei welcher ein Stoff namens Luciferin in einen energiereichen Zustand versetzt wird. Nur gerade zwei Prozent der Energie gehen in Form von Wärme verloren. Zum Vergleich: Eine herkömmliche Glühbirne gibt lediglich 5 Prozent ihrer Energie in Form von Licht ab, der Rest geht als Wärme verloren.

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Der Erdstern

NZZ- Daniele Muscionico7.5.2016

Sobald sich zwei gefunden haben, löscht die Glühwürmchen-Dame diskret ihr Liebeslicht. Rund eine Viertelstunde dauert der Geschlechtsakt. Nach geglückter Paarung stirbt das Männchen. Auch das Leben des Weibchens neigt sich dem Ende zu. Es wird nicht mehr wieder leuchten, sondern nur noch Eier legen und dann ebenfalls sterben. Sein Lebensziel ist somit erfüllt.

Italienischer Leuchtkäfer Bei dieser Art geben sich beide Geschlechter gegenseitig Blinksignale, um ein Rendez-vous im Gras zu vereinbaren. SRF

Bitte Licht löschen

Laut Pro Natura sind Glühwürmchen bei uns zwar noch weit verbreitet, doch sind auch sie vom allgemeinen Insektensterben betroffen. Sie haben vermehrt mit schrumpfendem Lebensraum und steigender Lichtverschmutzung zu kämpfen. In unserer 24-Stunden-Gesellschaft wird viel künstliches Licht in die für Glühwürmchen lebenswichtige Dunkelheit gebracht. Da können die Weibchen noch so sehr leuchten – vergebens. Von den Männchen werden sie so nicht gefunden.

Lichtverschmutzung Wie Satellitenbildern der Nasa entnommen werden kann, nehmen beleuchtete Flächen seit 2012 um 2 Prozent pro Jahr zu. SRF

Wer in seinem eigenen Garten das magische Leuchten der Glühwürmchen beobachten möchte, braucht vor allem eins: Dunkelheit.

Die Nacht ist voller Leben

Nicht nur Glühwürmchen brauchen Dunkelheit, sondern zum Beispiel auch Fledermäuse, die nur in der Nacht aktiv sind, oder Zugvögel, die sich an den Sternen orientieren. Für viele Insekten können Lampen tödliche Fallen darstellen.

Keine oder nur spärliche künstliche Beleuchtung im Garten anzubringen, ist also ein erster Schritt in Richtung eines glühwürmchen-freundlichen Gartens. Wer dennoch auch in der Nacht Licht im Garten möchte, entscheidet sich am besten für Lampen mit präziser Lichtlenkung oder mit Abschirmungen, die das Licht gezielt dahin lenken, wo man es braucht. Bewegungsmelder für Lichtquellen können so eingestellt werden, dass das Licht nicht bei jeder noch so kleinen Bewegung angeht. Nicht nur Glühwürmchen, auch viele weitere nachtaktive Tiere werden dankbar sein.

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